Samstag, 15. Oktober 2022
Luxus die Welt zu retten
Wir leben in einem Luxusland:
Der Luxus zu jammern und meckern, während gleichzeitig das Stromnetz funktioniert, kostenlos geimpft wird, Essen und Trinken für die meisten Menschen hier permanent verfügbar sind.

Vor lauter Jammern gerät aus dem Blick, dass es weltweit keineswegs normal ist, 24 Stunden am Tag Strom zu haben. Nicht normal ist, dass keimarmes Trinkwasser zu Verfügung steht. Keineswegs normal ist, dass alle Kinder zur Schule gehen können, die Schule meistens auf ist und die Schule nicht bombadiert wird.

Während Deutschland auf Kosten von verarmten Ländern wie Pakistan und Bangladesh den Weltmarkt von Impfdosen, Gas und Öl leerkauft, produzieren Medien und Mittelstand eine Krisenstimmung, dass die bloße Möglichkeit von Verknappung bereits mit einer existierenden Krise gleichgesetzt wird - mit allen Folgen, die das an Stress, Angst, Gemecker und Neurosen mit sich bringt.

Ich weiß, dass es auch in Deutschland zu vielen Leuten nicht gut geht, weil sie mies bezahlte Jobs haben, keine Jobs haben, weil sie mit Krankheiten oder Behinderungen nicht wertschätzend und hilfreich unterstützt werden, weil sie Gewalt durch Ex(-Freunde), Vorgesetzte oder Arschlöcher erleiden, weil sie alleinerziehend im Stich gelassen werden, weil sie ohne deutschen Pass weniger Chancen haben oder gar von Abschiebung bedroht sind, usw.
Aber mal ehrlich, am lautesten meckern die Mittelständler*innen, die Älteren, die noch eine Rente bekommen (werden), die mit dem Häuschen, dem Auto, dem Urlaub und dem gefüllten Kühlschrank.

Was ist so schlimm daran, mal ein bestimmtes Pflanzenöl nicht zu bekommen, wenn andere Fettsorten mehr als ausreichend zur Verfügung stehen?

Ich finde es beschämend, vor allem gegenüber den nächsten Generationen, dass es erst schmerzhaft finanziell weh tun muss, bis Energie gespart wird, bis weniger Auto gefahren wird, bis nicht mehr bei offenstehenden Fenstern geheizt wird, usw.
Die Preiserhöhungen treffen jedenfalls jene Privathaushalte geringer, die sich (auch bisher) sparsam und umweltschonend verhalten, eben weil sie weniger verbrauchen statt dazu beizutragen, das doppelte der vorhandenen Ressourcen pro Jahr zu über-nutzen.
Darüber, finde ich, kann und sollte man meckern: Als Teil der reichen Länder verbrauchen wir pro Jahr zweifach die Erde und steuern damit dem Untergang der Menschheit entgegen.

Unsere Welt geht nicht unter, wenn alte Lieferketten nicht mehr funktionieren, die Lichtverschmutzung eingeschränkt wird, wir seltener und langsamer Auto fahren, auf Plastik verzichten oder auf der Kurz- und Mittelstrecke die Bahn nehmen statt zu fliegen.
Die Welt geht unter, wenn wir nicht endlich wirklich und praktisch der Generation Extinction Taten zeigen, indem wir achtsam und sparsam mit knappen Ressourcen umgehen - ohne Gemecker und sofort.

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