Samstag, 28. Oktober 2023
Resilienz gegen Kriegslogik
Die weltpolitische Entwicklung verschlägt mir zunehmend die Sprache.

Auch wenn kritisch denkende Menschen wissen, dass Kapitalismus und Nationalismus erwartbar zu Suprematie-Wahn und Krieg führen; auch wenn alle wissen können, dass die Übernutzung von Ressourcen zu Zerstörung, Mangel und damit zu Kriegen in all ihren Formen führen; entsetzen mich dennoch die rasend schnelle Militarisierung auch europäischer Gesellschaften, die Kaltherzigkeit von Massenabschiebungen und Sterbenlassen, die Machtgeilheit von Politiker*innen, die Dummheit und Selbstgeilheit, mit der Verschwörungstheorien und der Banalität von Hass gefolgt wird, und die ungeheure Brutalität, mit der vertrieben, vergewaltigt, bombardiert, gemordet, entführt und sterben gelassen wird.

Ich habe eine gewisse Resilienz gegen Grauen und Vernichtungsängste, nachdem ich mit dem NATO-Doppelbeschluss aufgewachsen bin, der Militarisierung sowie das Risiko von Massenvernichtung und der Auslöschung Deutschlands als Pufferzone zwischen Ost und West in Kauf genommen hat. Auch da wurden der Wille des progressiven Teils der Bevölkerung ignoriert, warnende und pazifistische Stimmen niedergeschrien und massenhaft Ressourcen in Kriegsgerät statt in Soziales, Kultur und Bildung gesteckt. Auch da war Massenvernichtung jederzeit möglich und wurde mehrmals nur sehr knapp verhindert.

Vielleicht deshalb gerate ich weniger schnell in Panik und Verzweiflung - nicht, weil es mir egal wäre oder ich kein Mitgefühl hätte! Im Gegenteil, ich erkenne Muster wieder und verstehe, dass das Erzeugen eines Angstklimas Teil der Kriegsstrategie, von Kapitalismus und Rassismus ist. Ich erkenne auch die Muster wieder, in denen von Zwangsläufigkeit und „Zeitenwende“ die Rede ist, obwohl all dies auch anders hätte entschieden werden können. Muster, in denen die eine Seite komplett zur guten Seite erklärt wird (meist Nato, Ukraine, Israel,…), und eine andere Seite zwingend die komplett böse sein müsse (meist Putin, Muslime, Gaza,…). Jede Kritik an den „Guten“ wird dann als Fürsprache für die „Bösen“ gedeutet (die es oft ist, aber oft auch nicht) – ein funktionierender Trick, um Kritik zum Schweigen zu bringen und jegliche Diskussion zu ent-rationalisieren. Die Expansionspolitik und Wortbrüchigkeit der Nato wird auf diese Weise ebenso un-diskutierbar wie Hinweise auf Autoritarismus und Korruption im ukrainischem Regime und die humanitäre Kritik an Internierung und Bombardierung von zwei Millionen Menschen in Gaza, die keineswegs alle für die Hamas oder gar ihren widerwärtigen Überfall auf Israel sind.

Schon mal – noch dazu in prägendem Alter – mit Kriegslogik und potentieller Massenvernichtung konfrontiert gewesen zu sein, macht mich resilienter dagegen, in Panik und Verzweiflung zu versinken. Dennoch entsetzen mich das Leiden der Menschen unter anderen in Ukraine, Kongo, Jemen, Gaza und Israel. Je mehr sich das Desaster von Klimazerstörung, Kriegen, Rassismus und Femiziden steigert, umso weniger funktioniert dieser Schutz – besonders wenn ich die Machtgeilheit, Null-Empathie und Kaltschnäuzigkeit von Entscheidungsträger*innen und Populist*innen nicht mehr ertragen kann. Spätestens wenn ich dazu noch Filme über die Friedens-, Frauen- und Ökobewegungen aus den 1980er sehe, schnürt es mir die Luft ab in Anbetracht von 40 Jahren und mehr Widerstand gegen Machtgier, Brutalität und Vernichtung, in denen immer wieder und wieder und wieder klargemacht werden muss: Leben ist kostbar, Menschenrechte gelten für alle und Krieg ist niemals eine Lösung.

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Donnerstag, 16. Februar 2023
Ein Frühling ohne Drachen ist wie ein Fisch ohne Fahrrad (Skye 1)
Skye saß fröstelnd im Garten und fragte sich, was sie eigentlich mit sich angefangen hatte, bevor Drax in ihr Leben geschlüpft war. Sie hatte mit Drax ihre Welt neu entdeckt und stellte jetzt fest, dass ihr das Lachen, Mosern und Ankuscheln des Drachens in ihrer Wohnung schrecklich fehlte. Nun war es fürs Erste egal, ob und wann sie frühstückte, ob sie einkaufte und was sie mit ihrem Tag anfing.

Im Winter war Gwen ein paar Mal zu Besuch gekommen und sie hatten beraten, ob es eigentlich fair war, dass Drax nun mit diesem Ekelpaket von Drachen, Draco, so viel Zeit in der Kommune verbringen musste, um drachenhaftes Verhalten, vor allem Feuerspucken zu lernen. „Nah, immerhin ist es für Draco die Höchststrafe, von seinen eitlen Verwandten getrennt zu sein und in der Kommune klarkommen zu müssen, wo ihm seine ganze Angeberei rein gar nichts nutzt“, schloss Gwen, bevor sie sich erneut auf Reisen begab.

Skye stromerte durch ihre Wohnung, las kurz ein Buch und legte es gleich wieder weg. Sie ging spazieren, was ihr ohne Drax sehr langweilig vorkam. Sie lungerte herum und die Stille rauschte in ihren Ohren. Sie versuchte, sich neue Hobbys zu erschließen, aber alles kam ihr vor wie Selbstbetrug, weil sie Motorradfahrten mit Drax und Ankuschelschläfchen nach einer ausgiebigen Nudelmahlzeit so sehr vermisste. Diese Unruhe wurde auch nicht besser dadurch, dass die Seuche offiziell für beendet erklärt wurde und alle nun nach drei Jahren Einschränkungen wieder überall hingehen konnten. Skye war wie viele total überfordert, weil nun wieder massenhaft Leute herumrempelten. Frische Lust und blauer Himmel war durch Flug- und Autoabgase ebenso vorbei wie die angenehme Verlangsamung der letzten Jahre. Alle mussten sich nun neu sortieren und die lautesten Menschen nahmen am schnellsten wieder Plätze in Beschlag – public party inklusive.

Skye war ratlos und verunsichert, sich nun doppelt nicht zurecht zu finden: Was mochte sie eigentlich, ohne sich jeden Tag nach Drax zu richten? Und was wollte sie eigentlich tun, nun wo fast alles wieder möglich war, von dem sie vieles von „vorher“ aber gar nicht mehr mochte? Sie fuhr in die Stadt, um ein neues Buch zu kaufen, stromerte dort aber völlig verloren durch die Läden, zuckte vor Enge und Rücksichtslosigkeiten zurück, konnte sich für nichts entscheiden und fuhr fluchtartig ohne Buch so schnell wie möglich wieder nach Hause. Sie ging spazieren, genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen, aber verzog sich sofort wieder, wenn sie in die Massen an Menschen und Hunden geriet. Sie genoss es, nicht kochen zu müssen, ging in ein Restaurant, setzte sich hin, stand direkt wieder auf und stromerte weiter. Sie probierte herum und meistens passte nichts so richtig. Sie war auf der Suche, ohne die Richtung zu kennen und erlebte nur wenige Momente, in denen sie bei sich war. So tigerte sie unruhig und zunehmend elend herum, innerlich nach Drax oder nach einem Leben suchend, in dem sie nicht jeden Tag mit Drax verbrachte.

Immerhin war Frühling, die Tage wurden länger und die ersten Pflanzen streckten ihre Köpfe raus. Das Vogelkonzert draußen wurde vielstimmiger, Gänse tauchten auf, Balzerei und Nestbau nahmen Fahrt auf. Skye genoss mit allen Sinnen die Rückkehr von Farben, Gerüchen und Trällern, aber in ihr drin herrschte Abwarten: Was würde dieses Jahr bringen? Was würde sie tun und mögen? Wie würde es mit Drax, Kerscha, Gwen und mit Skye auf sich selbst zurückgeworfen weitergehen?

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Sonntag, 1. Januar 2023
Neujahr? Oder alles beim Alten?
Da fragte eine lokale Zeitung, woher dieser Hass gegen jene käme, die doch einfach nur nach zwei Jahren Verbot wieder so richtig Feuerwerk an Sylvester machen wollen.
„Hass“? Wer hasst denn da wen? Ich frage mich, warum diese Selbststilisierung zum Opfer in Trump-artiger Manier von Journalist*innen transportiert wird. Statt sich Kritik zumindest mal zu überlegen, wird von Böllerfans jeder Zweifel am eigenen Handeln zum Angriff überhöht, um bloß nicht die Idee aufkommen zu lassen, an der Kritik könnte etwas dran sein. Auf diese Weise wird mit viel Getöse auch übertönt, dass man eigentlich kein Argument für das eigene Handeln hat, außer: „ich finds geil für mich und tue es, weil ichs kann.“

Ein Mensch kann mit Hass konfrontiert und diskriminiert werden, weil er oder sie etwas IST(oder dafür gehalten wird) und aufgrund zugewiesener Merkmale und Verallgemeinerungen von einer machtvollen Gruppe beleidigt, diskriminiert oder angegriffen wird, z.B. als Frau von Übergriffen und Femiziden bedroht sein, als Schwarze Person ausgeschlossen und angegriffen werden, als queere Person beleidigt, geschlagen oder in die Selbsttötung getrieben werden.
Ein Mensch kann nicht diskriminiert werden, wenn er oder sie sich bewusst entscheidet, etwas zu TUN oder zu lassen. Wer die Wahl hat, sich impfen zu lassen, die Partnerin zu schlagen, Böller zu werfen oder eben nicht, ist damit verantwortlich für das eigene Tun und tut gut daran, sich Kritik erstmal anzuhören, bevor zum Gegenangriff und Selbstmitleid übergegangen wird.

Das ist kein Hass und keine Diskriminierung sondern eine berechtigte Frage, warum Menschen mitten in der Klimakrise Tonnen an Dreck in die Luft pusten. Das bisschen CO2 und Feinstaub, das an manchen Stellen eingespart wurde, ist damit wieder zunichte gemacht.

Sylvester haben Menschen, die sonst hochdramatisch über hohe Preise und knappes Geld jammern, eben mal so viele Millionen Euro im hohen zweistelligen, wenn ich sogar im dreistelligen Bereich in die Luft verfeuert (und das nur in Deutschland). Da ist also ein Vielfaches der Energiepauschale in Rauch aufgegangen.

Hinzu kommt die Qual für Tiere, Asthmatiker*innen und die Natur im Ganzen. Es ist kein Hass, sondern gibt ein Armutszeugnis, dass anscheinend nur ein staatliches Verbot bewirkt, Menschen daran zu hindern, zu zerstören. Über solche Verbote kann man sich trefflich aufregen – da bin ich sofort dabei. Umso mehr erschüttert mich, dass umweltfreundliches Verhalten ohne ein solches Verbot anscheinend bei zu vielen Menschen nicht zu erreichen ist. In einer Art kindlichen Trotzverhaltens, ohne Verbot nochmal ein paar Schüppen an Egoismus und Umweltzerstörung oben drauf zu legen, ist extrem autoritär-fixiert und rücksichtslos.

Mit ein bisschen Vernunft und Mitgefühl hätte - ohne dass der Staat nachhilft - klar sein können, dass die Welt ganz in echt keineswegs mehr Luftverschmutzung, mehr Lärm und mehr Überfüllung in den Notaufnahmen braucht. Das hat wenig mit Spaßverzicht sondern im Gegenteil mit Freude am Leben, an der Natur, an positiv genutzten Ressourcen (die Tafeln hatten das verballerte Geld bestimmt gut gebrauchen können) und mit der Rettung der Welt vor dem Klimakollaps zu tun.

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Samstag, 10. Dezember 2022
Wahn gegen Wirklichkeit
Was ist Wahn?
Was davon Wunsch?
Was davon machbar,
fühlbar, spielbar gar?

Woran hindert uns
nur Feigheit
und Trägheit,
Gewohnheit gar?

Sinnloses Grübeln
Wahn gegen Wirklichkeit
Sehnsucht gegen Verstand
Gefesselt im Verharren

Ratlos
Mutlos
Trostlos
Tatlos

Was kann ich wagen?
Mich trauen?
Dir zutrauen?
Uns vertrauen?

Was ist nur Wahn?
Nicht dein Wunsch?
Statt machbar,
nur zerstörbar?

Endloser Zirkel
aus fehlendem Mut,
Verharren im Wahn
und dennoch Wunsch

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Sonntag, 4. Dezember 2022
ins Leben wachsen
Die kleine Pflanze Leben, die sich nach dem Leben sehnt, begann als struppiges, verkrautetes etwas. Wenige Blätter hingen an ihren krummen, starren Zweigen.
Erst als sie genug leeren Platz um sich rum fand, begann sie ganz langsam, sich zu entfalten. Sie war unsicher über ihre Farben, über die Form ihrer Blätter und was für eine Pflanze sie werden wollte. Sie verharrte in vorsichtigen Versuchen, brachte mal runde, ovale oder mehrblättrige Formen hervor.
Dann wieder rankte sie sich zwischen unebenen Mauersteinen hindurch, auf verschlungenen Pfaden, doch Richtung Licht.

Im Sommer hatte sie eine gewisse Höhe erreicht, bestand aber darauf, weiterhin unterschiedlich geformte unentschlossene Blätter hervorzubringen, und sich keinesweges darauf festlegen zu lassen, welche Pflanze denn je aus ihr werden würde.

Schließlich experimentierte sie eine Weile mit Blüten und verschämt verborgenen Früchten. Ein gewisser Übermut kam auf im Wunsch danach, Früchte zu tragen. Die Pflanze schüttelte diese jedoch bald ab und entschloss sich, einstweilen besser als ein struppiges Kraut mit einem wirren Gemisch aus Formen in gedeckten Grün- und Blautönen zu genügen.

Da knickte mal ein Zweig, Blätter fielen ab und die Früchte verschwanden ganz. Zögerlich wuchs die Pflanze mal so, mal anders, ließ sich nicht antreiben oder einteilen. Sie wuchs, schrumpfte, wuchs anders, aber vor allem blieb sie am Leben.

So wurde sie in ihrem zweiten Sommer ganz unauffällig eine zerzauste, struppige, in warmen Lieblingsfarben still, zart und behaglich gewachsene, ernst zu nehmende Pflanze.
Niemand wusste, was daraus werden würde, aber sie wuchs ins Leben, in einer kargen Erde Wind und Wetter ausgesetzt, unwiderruflich damit beschäftigt, lieber ihre eigene Pflanze zu erfinden als botanische Medaillen gewinnen zu wollen.

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Samstag, 15. Oktober 2022
Luxus die Welt zu retten
Wir leben in einem Luxusland:
Der Luxus zu jammern und meckern, während gleichzeitig das Stromnetz funktioniert, kostenlos geimpft wird, Essen und Trinken für die meisten Menschen hier permanent verfügbar sind.

Vor lauter Jammern gerät aus dem Blick, dass es weltweit keineswegs normal ist, 24 Stunden am Tag Strom zu haben. Nicht normal ist, dass keimarmes Trinkwasser zu Verfügung steht. Keineswegs normal ist, dass alle Kinder zur Schule gehen können, die Schule meistens auf ist und die Schule nicht bombadiert wird.

Während Deutschland auf Kosten von verarmten Ländern wie Pakistan und Bangladesh den Weltmarkt von Impfdosen, Gas und Öl leerkauft, produzieren Medien und Mittelstand eine Krisenstimmung, dass die bloße Möglichkeit von Verknappung bereits mit einer existierenden Krise gleichgesetzt wird - mit allen Folgen, die das an Stress, Angst, Gemecker und Neurosen mit sich bringt.

Ich weiß, dass es auch in Deutschland zu vielen Leuten nicht gut geht, weil sie mies bezahlte Jobs haben, keine Jobs haben, weil sie mit Krankheiten oder Behinderungen nicht wertschätzend und hilfreich unterstützt werden, weil sie Gewalt durch Ex(-Freunde), Vorgesetzte oder Arschlöcher erleiden, weil sie alleinerziehend im Stich gelassen werden, weil sie ohne deutschen Pass weniger Chancen haben oder gar von Abschiebung bedroht sind, usw.
Aber mal ehrlich, am lautesten meckern die Mittelständler*innen, die Älteren, die noch eine Rente bekommen (werden), die mit dem Häuschen, dem Auto, dem Urlaub und dem gefüllten Kühlschrank.

Was ist so schlimm daran, mal ein bestimmtes Pflanzenöl nicht zu bekommen, wenn andere Fettsorten mehr als ausreichend zur Verfügung stehen?

Ich finde es beschämend, vor allem gegenüber den nächsten Generationen, dass es erst schmerzhaft finanziell weh tun muss, bis Energie gespart wird, bis weniger Auto gefahren wird, bis nicht mehr bei offenstehenden Fenstern geheizt wird, usw.
Die Preiserhöhungen treffen jedenfalls jene Privathaushalte geringer, die sich (auch bisher) sparsam und umweltschonend verhalten, eben weil sie weniger verbrauchen statt dazu beizutragen, das doppelte der vorhandenen Ressourcen pro Jahr zu über-nutzen.
Darüber, finde ich, kann und sollte man meckern: Als Teil der reichen Länder verbrauchen wir pro Jahr zweifach die Erde und steuern damit dem Untergang der Menschheit entgegen.

Unsere Welt geht nicht unter, wenn alte Lieferketten nicht mehr funktionieren, die Lichtverschmutzung eingeschränkt wird, wir seltener und langsamer Auto fahren, auf Plastik verzichten oder auf der Kurz- und Mittelstrecke die Bahn nehmen statt zu fliegen.
Die Welt geht unter, wenn wir nicht endlich wirklich und praktisch der Generation Extinction Taten zeigen, indem wir achtsam und sparsam mit knappen Ressourcen umgehen - ohne Gemecker und sofort.

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Freitag, 7. Oktober 2022
Aufbruch (Gwen 45)
Die Drachen begannen nun, derart intensiv untereinander zu diskutieren, dass Wetzlaw resigniert mit den Schultern zuckte und ohne Verabschiedung von der Bühne ging. Damit waren beide Drachen zwar aufgenommen, aber die Spaltung innerhalb der Drachen wurde noch offenkundiger. Immerhin hielten beide Lager Abstand voneinander, bis Dracos Familie geschlossen den Festplatz verließ. Damit entspannte sich die Stimmung zwar, aber es wurde weiter hitzig diskutiert, ob die Entscheidung des Rates weise oder doch wohl eher schmierig sei.

"Wir fliegen erstmal nach Hause, oder?", fragte Drax. "Ein bisschen Zeit zum Erholen brauchen wir ganz dringend", fand auch Skye. Also brachte Kerscha gemeinsam mit Drax Skye erstmal zurück nach Granada, wo alle drei mehrere Tage und Nächte vor allem damit verbrachten, sich aneinander zu kuscheln und zu beraten, wie sie es hinbekommen könnten, sich trotz allem oft genug zu sehen.

Immerhin war die Kommune nicht allzu weit weg von Skyes zu Hause. Allerdings maulte Drax herzhaft über die Aussicht, mehrere Monate mit Draco verbringen zu müssen. Auch wenn der sich keine weiteren Grausamkeiten leisten konnte, um die Auflage des Rates zu erfüllen, würde er bestimmt Wege finden, Drax das Leben so unangenehm wie möglich zu machen. Außerdem war fraglich, ob Draco überhaupt wusste, was soziales und freundliches Verhalten war.

Aber Drax wäre nicht Drax, wenn es sich von so einem "Plötdrachen" die Laune dauerhaft verderben ließe. "Immerhin sind da ganz viele nette Leute und Charah", fasste Drax die Aussicht auf die Kommune zusammen. "Und ich darf ja Besuch haben, während diese bescheuerte Machoheldenverwandtschaft draußen bleiben muss", feixte Drax. Woraufhin Kerscha beschloss: "Und für uns ist da auch mehr Platz als bei Skye aufm Balkon." Skye wurde ganz schummrig bei Kerschas Augenklimpern und freute sich nun doch auf die neue Phase mit Drax, Kerscha und den Kommunard*innen.

- Ende von Teil 1 -

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Sonntag, 2. Oktober 2022
Drachendiplomatie (Gwen 44)
"Drax hat das Feuerspucken nur in Teilen gemeistert. Das führt in normalen Zeiten zum Verbleib in der Gruppe der Jungdrachen. Dies sind aber keine normalen Zeiten. Drax hat außerdem gezeigt, dass er im Prinzip in der Lage ist, Feuer zu spucken. Aufgrund seiner vielen überzeugenden Fürsprecher*innen nehmen wir daher Drax in den Kreis der Drachen auf - unter der Auflage, einige Monate bei Charah und Leny in ihrer Kommune zu verbringen, um Feuerspucken und Gruppenverhalten zu üben. Wenn er bei unserer nächsten Zusammenkunft Feuer spucken kann, sprechen wir nie wieder über die Anfangsschwierigkeiten."

Wetzlaws letzte Worte gingen im Jubel der Menge unter. Die Drachen und Menschen applaudierten, ließen Drax hochleben, holten flugs Getränke heran und entzündeten die Feuertonnen. Drax konnte es kaum fassen, fragte Skye ungefähr siebzig Mal, ob es alles richtig verstanden hatte, und bemühte sich, nicht allzu sehr vor lauter Freude auf und ab zu hüpfen. Sichtlich gelöst und aufrecht, schauten sich Kerscha, Drax und Skye die Menge der fröhlichen Drachen an, die offensichtlich sehr zufrieden waren mit der Entscheidung des Rates. Nur in Dracos Ecke herrschte Schweigen.

Skye fragte sich, warum Dracos Familie nicht protestierte, als Wetzlaw einen Gong schlug, um sich erneut Gehör zu verschaffen: "Um einen Konsens im Rat herzustellen, haben wir auch über Dracos Status gesprochen. Trotz seines rüpelhaften Verhaltens soll Draco ebenfalls in den Kreis der Drachen aufgenommen werden." Wetzlaws Rede wurde von Murren und "Schiebung!"-Rufen erneut unterbrochen. Sichtlich unangenehm berührt haute Wetzlaw erneut auf den Gong. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, ist aber die einzige Möglichkeit, zu einem Konsens und zu einer maximalen Förderung des Drachenwesens zu kommen. Draco bekommt ebenfalls die Auflage mindestens sechs Monate in der Kommune zu verbringen, um dort Rücksichtnahme und Gruppenverhalten zu lernen. Währenddessen ist ihm jeglicher Kontakt zu seiner Familie untersagt. Wenn es beim nächsten Treffen keinerlei Klagen über von ihm verursachte Schäden an Drachen, Tieren und Menschen gibt, ist sein Verhalten hier ebenfalls vergessen."

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Mittwoch, 21. September 2022
Tapferer Drache (Gwen 43)
"Danke, dass du das Eisbärchen nicht erwähnt hast", flüsterte Drax Skye ins Ohr. Skye dreht sich um und fiel Drax um den Hals: "Da bist du ja endlich, Drax, ach Drax, wie schön", stammelte Skye, während Drax sich an sie kuschelte und Kerscha sie beide gegen allzu neugierige Drachen abschirmte.

Kerscha und Skye nahmen Drax in die Mitte, das sich anscheinend wieder einigermaßen sortiert hatte. "Weißt du", betonte Drax, "ich muss ja trotzdem was von der Welt sehen, auch als Jungdrache. Und ich kehre sowieso immer wieder zu Skye zurück, wo´s am allerschönsten ist". Skye schniefte schon wieder, umarmte Drax und dachte bei sich, was für einen klugen Drachen sie da hochgepäppelt hatte.
Kerscha lachte tief aus dem Bauch: "Ich schätze, du solltest dich darauf einrichten, regelmäßig Drachenbesuch zu bekommen. Diese Cracker und Kaffee muss ich sowieso unbedingt ausprobieren." Skye fühlte sich sehr beschenkt, umarmte Drax und ließ sich eine Weile in Kerschas magischen Augen treiben.

So eingeigelt bekamen sie am Morgen erst mit Verspätung mit, dass Wetzlaw wieder die Rednerbühne betreten hatte. Mit hochrotem Kopf und einigen Gestotter hatte er schon eine Menge Blabla und blumiges Zeug von sich gegeben, als er schließlich verkündete: "Der Rat hat sich ausführlich über diverse Einwände gegen die diesjährige Auswahl der Jungdrachen beraten. In Anbetracht dessen, dass wir leider nur sehr wenige Jungdrachen haben und auch unter Berücksichtigung, dass die nächste Auswahlrunde erst in vielen Jahren stattfinden wird, haben wir den Ausschluss von Draco und Drax erneut diskutiert." Es wurde schlagartig still in der Runde. Kerscha und Skye hüllten Drax wieder zwischen sich ein, während Drax versuchte, aufrecht und gefasst dazustehen.

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Donnerstag, 18. August 2022
Eine neue Zeit (Gwen 42)
Die Reden der anderen Menschen bekam Skye nur halb mit. Sie waren so unterschiedlich wie die Menschen und die Drachen, um die es dabei ging: Einige betont sachlich, andere von dem Schmerz geprägt, den kleinen Drachen nun als Jungdrachen in die Unabhängigkeit übergehen zu lassen. Nur ein Mensch hatte den Schutz des kleinen Drachens als Last erlebt, aber der war auch irgendwie religiös getrieben. Die anderen Menschen liebten ihre Drachen und waren offensichtlich bereit, ihren kleinen Drachen gegen alle Anfeindungen zu beschützen.

Skye erfuhr nun auch, dass die blaugrünliche Drachin Charah, die in den Wettkämpfen als besonders sozial aufgefallen war, ebenfalls bei einem Menschen aufgewachsen war. Ihr erstes Jahr in einer Kommune mit Biobauernhof und Windpark zu verbringen, war ihr offensichtlich gut bekommen. Die Rede ihres Menschen fiel nicht nur wegen des tiefen Verständnisses zwischen Mensch und Drache sondern auch wegen eines flammenden Einsatzes für Drax auf: "Die Drachin, die bei uns aufgewachsen ist, hat mich gebeten, Ihnen allen zu sagen, dass es nicht leicht ist, von der Menschenwelt so abrupt in die Drachenwelt zurück zu kehren, wie Drax dies tun musste. Drax hatte keine Drachen, nicht mal Tiere zur Verfügung um sich drachenhaftes Verhalten abzuschauen. Trotzdem hat es seinen Mut und seine Lernbereitschaft gezeigt."

Wieder brandete Applaus auf. Die Drachin hatte offensichtlich alle beeindruckt und Drax hatte mehr Befürworter*innen als erwartet. "Drax kann lernen, das Feuerspucken in den Griff zu bekommen. Vor allem aber bringt es mit, was man eben nicht lernen kann: Empathie, Humor und Verwegenheit. Noch dazu können wir alle von Drax lernen, wie man sich in der Menschenwelt bewegt, ohne von Zügen oder Flugzeugen erschlagen zu werden. Drax hat die Anforderungen der Menschenwelt mit Bravour gemeistert, da sollten wir ihm ja wohl die Chance geben, auch die Drachenwelt kennen zu lernen. Wir werden noch viel Gutes von diesem Drachen erleben", beendete Leny ihre Rede und ging unter tosendem Applaus von der Bühne.
Skye schaute sich staunend um: die ganz Arena war völlig aus dem Häuschen. Die gedrückte Stimmung war in Freude umgeschlagen, die niemand sich von den paar grummelnden Draco-Drachen verderben lassen wollte. Hochrufe auf "Drax" erschallten, Freudenfeuer wurden in den Himmel gespuckt, Getränke und Speisen herumgereicht und offensichtlich eine weitere Runde des Feierns eröffnet.

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Freitag, 12. August 2022
Skyes Rede (Gwen 41)
Skye hatte das Mikrofon endlich erreicht und nahm sich einen Augenblick Zeit, in die Runde zu schauen auf hunderte von Drachen aller Größen, die teils neugierig, teils missbilligend auf sie schauten. Sie sah aus dem Augenwinkel Kerscha beide Pfoten nach oben recken, musste aber ganz schnell woanders hinschauen, weil sie neben der Ermutigung viel zu sehr spürte, wieviel Sorgen sich Kerscha um sie und vor allem um Drax machte.

Sie ignorierte auch den sich windenden Wetzlaw, der zwar die Entscheidung zugunsten von menschlichen Paten mit beschlossen hatte, aber sich nun nicht recht traute, zu diesen Paten zu stehen. Skye holte tief Luft, streckte sich und richtete ihren Blick direkt auf den feixenden und drohenden Clan von Draco. "Es ist mir eine große Ehre", begann sie, "dass ich heute hier sprechen darf und dass es mir vergönnt ist, überhaupt erfahren zu dürfen, dass es Drachen gibt und dass sie die Erde trotz allem weiterhin bevölkern." Der Zwischenruf "Trotz euch Menschen", brachte sie kurz aus dem Konzept, weil sie an Umweltzerstörung, Waldrodung, Müllhalden und Massentourismus selbst in den entlegendsten Gebieten der Welt denken musste. Sie war aber fest entschlossen, nicht wie Wetzlaw herum zu eiern.

"Liebe Drachen, ich kenne eure Regeln und Bräuche nicht und ich bin völlig überrumpelt worden, als mir dieses kostbare Drachenei anvertraut wurde. Ich wusste nichts, was kleine Drachen brauchen und war zunächst gar nicht erfreut, mich unverhofft und ungefragt, um dieses Ei zu kümmern." Wieder kamen Unmutsrufe und Gemurre auf. "Aber, aber", betonte Skye, "es war für mich keine Frage, dass ich mich um dieses Ei und um diesen Drachen kümmern werde. Ich, das heißt auch ein Mensch, kann sich kümmern, und so habe ich dieses Leben so gut ich konnte beschützt. Und ich habe es keine Sekunde bereut, weil Drax das lustigste und tapferste Lebewesen ist, dem ich je begegnet bin. Drax hat von Anfang an jeden Tag dazu gelernt, war immer neugierig, hat sich allem wacker gestellt vom Marder bis zum rasenden ICE-Zug. Drax hat gelernt, auf meinem Motorrad mitzufahren, eine Erfahrung, die wohl nicht viele Drachen gemacht haben. Drax hat jeden Tag mehr von der Welt entdeckt und ich habe meine Welt ganz neu kennengelernt. Wer nie mit einem Drachen im See schwimmen war, hat auf den Fall was im Leben verpasst.

Drax Kindheit war vermutlich aus eurer Sicht etwas ungewöhnlich, aber Drax hat nun etwas von beidem: Er ist ein wilder, starker, neugieriger, kluger Drache, der aber eben auch einige der guten Seiten und einige Gefahren der menschlichen Welt kennt." Skye war so, als würde sie irgendwo im Hintergrund den fröhlichen Ruf "Spaghetti! Cracker!" hören, schmunzelte und sprach weiter: "Drax ist schlau, verwegen und es ist mein bester Freund." Wie erwartet, waren erneut Buhrufe aus dem Draco-Lager zu hören. Skye schaute nun eindrücklich in die Runde der Drachen. "Es spielt keine Rolle, ob diese Freundschaft manchen Ewiggestrigen nicht in den Kram passt. Es ist ein Wunder, dass manche Drachen und manche Menschen sich eben doch verstehen. Drax ist ein Anfang und vor allem ist es Drax: einzigartig, wunderbar und absolut würdig, in die Drachengemeinschaft aufgenommen zu werden. Seine Lebensfreude, Klugheit und Neugier ist ein Geschenk für mich und auch für die Drachen, die bereit sind, ihm zuzuhören und mit ihm zu fliegen."
Nun endlich brandete zustimmendes Gemurmel auf. Dracos Ecke versuchte sich noch mal in Spötteln und Murren, aber aus mehreren Ecken erklangen nun Applaus und laute Drax, Drax, Drax-Rufe, die alles nervige und negative übertönten. Skye atmete auf und wankte von der Bühne.

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Sonntag, 7. August 2022
Ein schwerer Morgen (Gwen 40)
Skye und Kerscha schleppten sich mit verquollenen Gesichtern am nächsten Morgen zurück auf den Festplatz. Versuche von Dracos Familie, sie auszulachen und zu beleidigen, ließen sie an sich abprallen, obwohl dies vor allem Kerscha schwer fiel. "Draxi, Draxi hat ein Knaxi"- Gesänge, waren einfach nur bescheuert. "Voll plööt, würde Drax dazu sagen", schniefte Skye und versuchte ein Lächeln für Kerscha.
Die beiden suchten sich ein ruhigen Platz. Kurze Zeit später betrat Wetzlaw das Rednerpult. "Klar, dass nicht Gwen Drax´s Schmach aussprechen will", dachte Skye.

"Wir hören heute die Stellungnahmen der menschlichen Paten und Patinnen, bei den sechs unserer Jungdrachen aufgewachsen sind", begann Wetzlaw, "Ich bin mir bewusst, dass nicht alle mit dieser erstmalig erprobten Praxis einverstanden sind, unsere kostbaren Dracheneier in die Obhut von Menschlichen zu geben. Seid euch sicher, dass ihre Mütter sich zu diesem drastischen Schritt nur entschlossen haben, weil sie keine Wahl hatten. Die bisherigen Erfolge geben ihnen recht: von den acht auf diese Weise in Sicherheit gebrachten Eiern sind sieben geschlüpft. Sechs der so aufgewachsenen Jungdrachen sind heute hier." Wetzlaw räusperte sich umständlich, als daraufhin Gemurmel und Verschwörung-Rufe aufkamen.

"Ja, nun", wartete Wetzlaw, bis wieder mehr Ruhe einkehrte. "Zu einem der Jungdrachen haben wir jeglichen Kontakt verloren und wissen derzeit nicht, wo es sich aufhält." Wetzlaw stockte erneut, als Buhrufe und Entsetzenslaute durch die Arena schalten. "Nun, ich bitte um Ruhe. Bitte empfangt nun mit Respekt jene sechs Menschen, die es geschafft haben, die Jungdrachen durch ihre verletzbarsten ersten Monate zu bringen. Dafür verdienen sie unsere Anerkennung. Da wir die Jungdrachen in ihren ersten Monaten nicht kennenlernen konnten wie normale Drachen, die unter ihresgleichen aufgewachsen sind - also, ich meine damit nicht, dass die von Menschen aufgezogenen Jungdrachen, wie soll ich sagen, irgendwie nicht normal sind. Also, wie dem auch sei, jedenfalls, kommt diesen Menschen nun die Ehre zu, uns mit diesen Drachen bekannt zu machen. Es beginnt Skye aus Deutschland, die Drax aufgezogen hat."

Als Dracos Clan den Namen von Drax hörte, fingen sie sofort wieder an, zu feixen, so dass Skye erst nach einigen Minuten klar wurde, dass sie nun dran war, ihre Rede zu halten, als erste, ausgerechnet. Ihr Kopf war völlig leer und alle Wörter, die sie sich zurecht gelegt hatte, waren wie weggeblasen. Ihre vage Hoffnung, sich an den anderen Reden orientieren zu können, war dahin. Ihr blieb nichts anderes übrig als sich durch die Drachen hindurch zu schlengeln und die neugierigen Blicke ebenso möglichst gut zu ignorieren wie die Schmähgesänge aus Dracos Ecke.

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Donnerstag, 21. Juli 2022
Elend (Gwen 39)
Die Drachen feierten wieder die ganze Nacht das Äquinoktium. Offensichtlich nahmen sie es nicht so genau damit, welche der Festnächte nun ganz genau die Tag-Nacht-Gleiche war. Wichtig war, dass die Nächte nun noch länger wurden, was die Bewegungsfreiheiten der Drachen wieder erhöhte. Also feierten sie, trafen alte Freund*innen, gingen Feind*innen aus dem Weg und diskutierten ausgiebig die Leistungen und Schwächen der diesjährigen Jungdrachen. Von einigen der Kandidat*innen waren nicht alle Drachen so richtig überzeugt. Es wurde viel gelästert, aber auch die grünlich-schillernde Jungdrachin immer wieder lobend erwähnt. Zwar wurde bemängelte, dass sie ebenso wie Draco schon ein Geschlecht gewählt hatte, obwohl sie noch längst keine erfahrene Gesellin war, aber ihr beruhigendes und umsichtiges Verhalten bei der Koordination der 20 Jungdrachen wurde von allen anerkannt. Über Draco und auch über Drax erhitzten sich die Gemüter. Gegner von Dracos Familie fanden es nur gerecht, dass Draco wegen Übermut und Rüpelhaftigkeit disqualifiziert worden war. Seine Familie hingegen sah sich als kompletter Clan mit einer jahrhundertealten, ?glorreichen? Geschichte beleidigt. Die Kommentare zu Drax schwankten zwischen Bedauern, Mitgefühl und Zweifeln, ob sein Versagen wirklich genauso so schlimm sei wie Dracos auf der einen Seite und Häme über seine ?jämmerliche? Feuerkompetenz auf der anderen Seite.
Skye bekam von all dem nicht viel mit. Drax tat ihr schrecklich leid und sie fragte sich besorgt, ob Drax je wieder so fröhlich und übermütig sein würde wie bisher. Vor allem fand Skye, dass sich Drax nicht den Rest des Lebens mit seinem liebsten Stoffeisbären bei Skye im Bett verstecken konnte. Das Elend wurde auch nicht gerade besser, nachdem Skye erfahren hatte, dass sie ihre Rede über Drax Charakter trotzdem morgen halten sollte. Wie sollte sie das nur schaffen? Und wie könnte sie schlafen, während Drax ohne sie im Zelt vor sich hin schniefte? Skye war ratlos und versteckte sich in dieser Nacht fürs Erste in Kerschas Armen.

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Freitag, 15. Juli 2022
Bewertung (Gwen 38)
Nun war es erneut Zeit für Essen, Getränke, Musik und Feuerwerk. Skye war aber nach nichts davon zumute. Sie suchte nach dem Lager der Jungdrachen und schlüpfte ohne zu fragen hinter einem Wasserfass verborgen hinein. Sie schlich eine Weile herum und betrat dann das Zelt, aus dem Husten und leises Schniefen zu hören war. Skye ging wortlos einfach zu Drax hin und schlang ihre Arme um den Hals des unglücklichen Drachens. Drax schmiegte sich sofort an sie, "Die werden mich disqualifizieren, ganz bestimmt! Nimmst du mich dann mit nach Hause? Ich will nie wieder aus dem Bett rausmüssen".
Skye streichelte Drax Rücken, zog ihr Halstuch aus und versuchte Drax´s Gesicht von Ruß und Tränen zu befreien. "Ich wusste gar nicht, dass Drachen so viel weinen können", redete Skye beruhigend auf Drax ein, "Weißt du, vielleicht wirst du ja trotzdem zum richtigen Drachen ernannt. Immerhin hast du ja schließlich Feuer gespuckt. Du kannst es also. Du braucht nur mehr Übung mit der Dosierung und Richtung". Drax schaute Skye zweifelnd an und war offensichtlich nicht von Skyes Rede überzeugt. Immerhin beruhigte es sich aber ein bisschen und schniefte schon etwas gefasster vor sich hin.

"Es kommt wer. Du musst schnell weg hier", flüsterte Drax plötzlich, "Sonst bekommen wir noch beide Ärger". Skye duckte sich und huschte grad noch so aus dem Zelt, bevor mehrere kleine Drachen mit Arzttaschen zu Drax hineingingen. "Hoffentlich kriegen die Drax´s Hals wieder hin und geben ihm auch was für die Seele", dachte Skye, "Lauwarme Spaghetti mit doppelt Käse wären jetzt bestimmt gut". Völlig geknickt ging Skye zurück zum Fest und ließ sich treiben.

Ungeheurer Lärm lockte sie schließlich zum Anfang der Lichtung. Dort kam ihr schon Kerscha entgegen gelaufen: "Komm schnell! Die Bewertungen sind ausgehangen worden": Skye schob sich im Kielwasser von Kerschas breiten Schultern bis zum Aushang vor und sah dabei aus den Augenwinkeln Dracos Familie wutschnaubend Richtung Schiedsrichterzelt eilen, wobei sie alle zur Seite rempelten, die ihnen zufällig in den Weg gerieten. Sogar Bier und Käselollis wurden von ihnen nicht verschont.
Skye schlengelte sich vor Kerscha, die ihr die Ergebnisse vorlas: Alle Drachen hatten die Prüfung bestanden, bis auf zwei: Drax und Draco waren beide disqualifiziert worden, weil sie die Aufgabe mit dem dosierten Feuer nicht bewältigt hatten. Draco wurde zudem der Tod seines Übungsschafes zur Last gelegt.
Skye stellte sich vor, wie elend Drax jetzt zumute sein musste. Es war doch so ein wunderbarer Drache. "Alles an Drax ist richtig und gut!", schluchzte Skye und ließ sich von Kerscha umarmen. Kerscha sorgte auch dafür, Skye aus dem Andrang vor dem Infobrett heraus zu holen, besorgte Essen und starrte schließlich eng umschlungen mit Skye einfach nur ins Feuer, während Skye nicht mal den Wein wollte.

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