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Dienstag, 23. Mai 2017
extraterrestische Beobachtungen I
minzstern, 21:09h
Liebe Leute,
ich berichte nun life aus der extraterrestrischen Sphäre eines Tagungshotels mit angeschlossenem Spa. Nicht dass ich ständig in diesen Luxus wohlorganisierter, gehobener Mittelständigkeit käme, aber ich war berufsbedingt schon in einigen dieser Hotels und bin überzeugt, dass sich diese in einem uniformen Kosmos außerhalb der Welt befinden, dessen Grenzen von eigens geschulten Taxisfahrern ohne sichtbaren Schlagbaum überwunden werden. All diese Hotels haben wie ausländische Botschaften eine eigene Logik als straff organisierte Sonderzonen der Höflichkeit und der Regulation menschlicher Bewegungen und Dienstleitungsanforderungen.

Dass wir als Gäste die Welt, wie wir sie kennen, verlassen haben, wird an den Markern deutlich, die in jedem dieser Tagungshotels zu finden sind: die Grundfarbe ist immer eine Variante von dem, wie sich Hotelplaner die Farben der Toskana vorstellen. Es treten auffällig viele Säulen und Griffe auf, die so tun als wären sie aus Messing und die besonders irritierend sind, weil sie so rein gar nicht mit den ocker-terrakotta-Toskana-Simulationsfarbtönen harmonieren. Das Motiv des für Tagungshotels essentiellen Messings findet sich als stete Wiederholung an Tischbeinen, Treppengeländern, Begrenzungssäulen, Lampenschirmhalterungen und, besonders gerne, als Accessoire für Liebhabe sogar in den Etageren mit ihren kleinen Gebäckapplikationen wieder. Weiteres Merkmal sind eine besondere Art von Teppichen, die dick genug sind, Geräusche zu minimieren, aber doch nicht so dick, dass ein Gast den Verdacht von eingelagertem Schmutz hegen könnte. Wo kein Teppich liegt, befindet sich stets Pseudomarmor, der so glattpoliert wird, dass man Angst bekommt, dem Spiegelbild der eigenen Oma zu begegnen.
In diesem Hoteliotop sind die Mitarbeiter*innen einer besonderen Sprache mächtig: Sie sagen die ewig gleichen Sätze zu Frühstückszeiten und Wlan-Passwörtern jedem Gast so als wäre es das erste Mal. Vielleicht werden diese Sätze vor jedem Gast neu in das Sprachmodul geladen, so dass es für die Rezeptionistin selbst ein Markt der Neuigkeiten ist, die gleiche Information jeden Tag zweihundert Mal zu geben. Das wäre jedenfalls praktisch, weil die Mitarbeiter*in so mit geringerer Wahrscheinlichkeit an Langeweile verstirbt und außerdem Änderungen bei Öffnungszeiten und Passwörtern gleich in Echtzeit in den gesprochenen Text upgedated werden können. Die fertig assimilierte Tagungshotelmitarbeiterin beherrscht zudem eine ganz besondere Fremdsprache, die wie Deutsch (oder wahlweise Englisch, Mandarin oder Bayerisch) klingt, aber das Kunststück vollbringt, Höflichkeit zu simulieren und dennoch den Gast so schnell wie möglich in die vorgesehenen Schließfächer einzuordnen. Aus den Augen, aus dem Sinn, Sprachupdate laden, der Nächste.
Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich wolle mich beklagen. Nein, ich finde das großartig, Teil dieses wohlabgestimmten Räderwerks zu sein, indem ich gefüttert, mit Ruhe versorgt, gebadet, massiert und zu gegebener Zeit hinauskomplementiert werden. Es hat etwas enorm Entlastendes auf einem fremden Planeten zu sein, dessen Regeln wie am Schnürchen laufen: essen heißt es gibt essen; Dusche, Klo und Bett befinden sich wo sie zu erwarten sind; es gibt Stühle wo Stühle gebraucht werden und Alkohol wo Alkohol gebraucht wird. Ich hüte mich jedenfalls davor, heimlich an der Tapete zu kratzen oder an Messingsäulen zu drehen, um zu sehen, wie die Tagungshotelianer in Wirklichkeit aussehen, wenn sie nicht per Sprachupdate und Hologramm für die Gäste verträglich gemacht werden. Nein, nein, Abenteuer bietet die Raumstation Tagungshotel auch diesseits der Messingverkleidung – weitere Folgen, Hotelzeit 2017_1, sind zu erwarten.
ich berichte nun life aus der extraterrestrischen Sphäre eines Tagungshotels mit angeschlossenem Spa. Nicht dass ich ständig in diesen Luxus wohlorganisierter, gehobener Mittelständigkeit käme, aber ich war berufsbedingt schon in einigen dieser Hotels und bin überzeugt, dass sich diese in einem uniformen Kosmos außerhalb der Welt befinden, dessen Grenzen von eigens geschulten Taxisfahrern ohne sichtbaren Schlagbaum überwunden werden. All diese Hotels haben wie ausländische Botschaften eine eigene Logik als straff organisierte Sonderzonen der Höflichkeit und der Regulation menschlicher Bewegungen und Dienstleitungsanforderungen.

Dass wir als Gäste die Welt, wie wir sie kennen, verlassen haben, wird an den Markern deutlich, die in jedem dieser Tagungshotels zu finden sind: die Grundfarbe ist immer eine Variante von dem, wie sich Hotelplaner die Farben der Toskana vorstellen. Es treten auffällig viele Säulen und Griffe auf, die so tun als wären sie aus Messing und die besonders irritierend sind, weil sie so rein gar nicht mit den ocker-terrakotta-Toskana-Simulationsfarbtönen harmonieren. Das Motiv des für Tagungshotels essentiellen Messings findet sich als stete Wiederholung an Tischbeinen, Treppengeländern, Begrenzungssäulen, Lampenschirmhalterungen und, besonders gerne, als Accessoire für Liebhabe sogar in den Etageren mit ihren kleinen Gebäckapplikationen wieder. Weiteres Merkmal sind eine besondere Art von Teppichen, die dick genug sind, Geräusche zu minimieren, aber doch nicht so dick, dass ein Gast den Verdacht von eingelagertem Schmutz hegen könnte. Wo kein Teppich liegt, befindet sich stets Pseudomarmor, der so glattpoliert wird, dass man Angst bekommt, dem Spiegelbild der eigenen Oma zu begegnen.
In diesem Hoteliotop sind die Mitarbeiter*innen einer besonderen Sprache mächtig: Sie sagen die ewig gleichen Sätze zu Frühstückszeiten und Wlan-Passwörtern jedem Gast so als wäre es das erste Mal. Vielleicht werden diese Sätze vor jedem Gast neu in das Sprachmodul geladen, so dass es für die Rezeptionistin selbst ein Markt der Neuigkeiten ist, die gleiche Information jeden Tag zweihundert Mal zu geben. Das wäre jedenfalls praktisch, weil die Mitarbeiter*in so mit geringerer Wahrscheinlichkeit an Langeweile verstirbt und außerdem Änderungen bei Öffnungszeiten und Passwörtern gleich in Echtzeit in den gesprochenen Text upgedated werden können. Die fertig assimilierte Tagungshotelmitarbeiterin beherrscht zudem eine ganz besondere Fremdsprache, die wie Deutsch (oder wahlweise Englisch, Mandarin oder Bayerisch) klingt, aber das Kunststück vollbringt, Höflichkeit zu simulieren und dennoch den Gast so schnell wie möglich in die vorgesehenen Schließfächer einzuordnen. Aus den Augen, aus dem Sinn, Sprachupdate laden, der Nächste.
Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich wolle mich beklagen. Nein, ich finde das großartig, Teil dieses wohlabgestimmten Räderwerks zu sein, indem ich gefüttert, mit Ruhe versorgt, gebadet, massiert und zu gegebener Zeit hinauskomplementiert werden. Es hat etwas enorm Entlastendes auf einem fremden Planeten zu sein, dessen Regeln wie am Schnürchen laufen: essen heißt es gibt essen; Dusche, Klo und Bett befinden sich wo sie zu erwarten sind; es gibt Stühle wo Stühle gebraucht werden und Alkohol wo Alkohol gebraucht wird. Ich hüte mich jedenfalls davor, heimlich an der Tapete zu kratzen oder an Messingsäulen zu drehen, um zu sehen, wie die Tagungshotelianer in Wirklichkeit aussehen, wenn sie nicht per Sprachupdate und Hologramm für die Gäste verträglich gemacht werden. Nein, nein, Abenteuer bietet die Raumstation Tagungshotel auch diesseits der Messingverkleidung – weitere Folgen, Hotelzeit 2017_1, sind zu erwarten.
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Montag, 1. Mai 2017
Ente duscht
minzstern, 11:18h
Bo und Skye verlassen den Bahnhofskiosk jede mit einer Flasche Bier in der Hand. Bo erzählt, dass sie mal wieder die falschen Sachen anhat, viel zu dünn für einen kühlen Frühlingsabend. Skye schaut zweifelnd zu Bo herüber, die wie immer auf ihre eigenwillige Art wunderschön aussieht. Nun erst bemerkt sie, dass Bos Ohrringe den gleichen Grünton haben wie ihr Halstuch, ihr Gürtel und ihre Socken. Bo tanzt auf und ab in einer Art zeigt her eure Schönheit, zeigt her eure Schuh´, und Skye muss lachen, weil hinter Bo eine Ente einen ähnlichen Tanz aufführt. Dort im Springbrunnen nimmt die Ente ein ausgiebiges Duschbad, indem sie sich über der kleinen Fontäne, die aus dem Boden hervorsprudelt, hin und her windet.
Bo und Skye gesellen sich zu der Ente und setzen sich möglichst langsam auf eine Bank, um die Ente nicht bei ihrem Duscherlebnis zu stören. Das braune Stockentenweibchen, das den strahlend blauen Streifen der Balzzeit im Gefieder trägt, dreht und wendet sich, damit das Wasser überall hinkommt. Bo und Skye können keinen Schmutz an ihr entdecken, aber der Ente ist es ein offensichtlich dringendes Bedürfnis, den loszuwerden. Sie plustert ihr Gefieder auf und räkelt sich im Wasser, ruckelt mit dem Hals, faltet die Flügel auf und zu zu und lässt ihre Brustmuskeln spielen, über die sie den Wasserstrahl besonders ausgiebig sprudeln lässt.
Bo und Skye sitzen entspannt auf ihrer Bank und beobachten die Ente. Skye sagt schließlich: "Vermutlich hat der Erpel sie bei diesem ganze Gejage und Gebalze total eingesaut." Bo nickt wissend: "Entensex ist nix Feines.". Beide nippen versonnen an ihren Bieren, während die Ente weiter eifrig duscht und der Abendhimmel langsam von blau zu blautiefschwarz übergeht.
Schließlich ist die Ente zufrieden mit ihrer Reinigung und macht sich davon. Bo und Skye bleiben frierend zurück im Halbdunkel des Bahnhofsvorplatzes und spüren trotz der Kühle eine Ahnung des kommenden Sommers, der mit einer badenden Ente unter blauschwarzem, sternenlosem Himmel begann.
Bo und Skye gesellen sich zu der Ente und setzen sich möglichst langsam auf eine Bank, um die Ente nicht bei ihrem Duscherlebnis zu stören. Das braune Stockentenweibchen, das den strahlend blauen Streifen der Balzzeit im Gefieder trägt, dreht und wendet sich, damit das Wasser überall hinkommt. Bo und Skye können keinen Schmutz an ihr entdecken, aber der Ente ist es ein offensichtlich dringendes Bedürfnis, den loszuwerden. Sie plustert ihr Gefieder auf und räkelt sich im Wasser, ruckelt mit dem Hals, faltet die Flügel auf und zu zu und lässt ihre Brustmuskeln spielen, über die sie den Wasserstrahl besonders ausgiebig sprudeln lässt.
Bo und Skye sitzen entspannt auf ihrer Bank und beobachten die Ente. Skye sagt schließlich: "Vermutlich hat der Erpel sie bei diesem ganze Gejage und Gebalze total eingesaut." Bo nickt wissend: "Entensex ist nix Feines.". Beide nippen versonnen an ihren Bieren, während die Ente weiter eifrig duscht und der Abendhimmel langsam von blau zu blautiefschwarz übergeht.
Schließlich ist die Ente zufrieden mit ihrer Reinigung und macht sich davon. Bo und Skye bleiben frierend zurück im Halbdunkel des Bahnhofsvorplatzes und spüren trotz der Kühle eine Ahnung des kommenden Sommers, der mit einer badenden Ente unter blauschwarzem, sternenlosem Himmel begann.
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Freitag, 21. April 2017
Rheuma ist kein Ponyhof
minzstern, 21:15h
Die Schwere des Körpers durch Rheuma ist das Gegenteil von der angenehmen Schlappheit nach dem Sport. Erschöpfung durch Gewebe-Rheuma fühlt sich nicht wohlig sondern ohnmächtig an: ohn-mächtig zu sprechen, zu handeln, zu denken. Diese bleierne Schwere ist kein Loslassen, sondern wie eine Wand aus Watte, die sie unfähig macht intelligent, stark und sozialfähig zu sein.
Ihre Muskeln schmerzen am ganzen Körper, kribbeln wie Ameisen und sind kraftlos wie Fremdkörper. In ihrem Kopf ist nur Dunst und ihre Augen fallen zu, ohne dass sie schlafen kann. Ihr Gesicht fühlt sich flach, angespannt und abwesend an. Sie kämpft um jedes Wort, die Artikulation wird schleppend. Alle Glieder sind schwer. Jede Bewegung fühlt sich an als müsse sie gegen den Widerstand der Müdigkeit wie gegen schweres Wasser anschieben.
Vor allem der Kopf ist so schwer, dass sie ihn nur mit Mühe aufrecht halten kann. Er knirscht auf ihrem Nacken, als könnte sie ihn kaum noch oberhalb des Körpers halten, als würde er jeden Augenblick abbrechen, hart zu Boden fallend ein Loch in das Laminat schlagen und fernab vom Rest ihres Körpers verloren gehen.

Sie atmet flach und spürt ihren Körper in einer Meditation aus Schmerz: Nacken und Schultern sind angespannt. Die Arme fühlen sich matt an, die Hände kalt und schmerzend. Auf dem Brustbein liegt ein Gewicht wie Eisen, das bis auf das Zwerchfell drückt und tiefes Atmen verhindert. Die Rippen klemmen sie ab wie unelastische Klammern. Die Schultern hängen nach vorne durch – viel zu viel Spannung, um Weite in der Brust zu ermöglichen. Die Schulterblätter liegen nicht ruhend, sondern stehen ein Stück raus - unter sich schmerzende Ovale verkrampfter Muskeln. Die Brustwirbel sind verkrümmt und verkeilt. Die Rückenmuskeln verhärtet und unelastisch. Die Haut über diesen Verhärtungen juckt – schlecht durchblutet und unterbekuschelt. Hüften und Beckenboden sind eingeschränkt in ihren Bewegungen und fühlen sich an wie abgeschaltet. Der Bauch rumort. Po und Beine sind schwer, kraftlos und kribbeln. Die Füße krampfen und schmerzen schreiend. Der rechte Fuß ist halb taub und fühlt sich kälter an als der linke – eine Kälte, die sich schmerzhaft über die Nervenbahn außen am ganzen Bein entlang aus dem Lendenbereich herabzieht. Es gibt keine schmerzfreie Position. Der Schmerz übertönt jede andere Wahrnehmung und Regung.
Ebenso arg wie der Schmerz ist die Erschöpfung – eine Ohnmacht bei vollem Bewusstsein, ein Bedürfnis nach Schlaf ohne schlafen können, nach Entspannung die es nicht gibt - ein mattes Halbleben auf Reserve-Akku. Körper und Geist sind wie heruntergedimmt: Sie schaut aus dem Käfig ihrer Mattigkeit in die Welt, unfähig in Kontakt zu treten, eingeschränkt etwas Anderes als Müdigkeit wahrnehmen, denken oder fühlen zu können.
So ruiniert liegen zu bleiben ist keine Option, mit der sie leben könnte. Also zerrt sie sich mit selbsttretender Willensanstrengung gegen alle Widerstände hoch und bricht torkelnd zum ersten Termin des Tages auf. Und das bewältigt sie jeden Tag.
Ihre Muskeln schmerzen am ganzen Körper, kribbeln wie Ameisen und sind kraftlos wie Fremdkörper. In ihrem Kopf ist nur Dunst und ihre Augen fallen zu, ohne dass sie schlafen kann. Ihr Gesicht fühlt sich flach, angespannt und abwesend an. Sie kämpft um jedes Wort, die Artikulation wird schleppend. Alle Glieder sind schwer. Jede Bewegung fühlt sich an als müsse sie gegen den Widerstand der Müdigkeit wie gegen schweres Wasser anschieben.
Vor allem der Kopf ist so schwer, dass sie ihn nur mit Mühe aufrecht halten kann. Er knirscht auf ihrem Nacken, als könnte sie ihn kaum noch oberhalb des Körpers halten, als würde er jeden Augenblick abbrechen, hart zu Boden fallend ein Loch in das Laminat schlagen und fernab vom Rest ihres Körpers verloren gehen.

Sie atmet flach und spürt ihren Körper in einer Meditation aus Schmerz: Nacken und Schultern sind angespannt. Die Arme fühlen sich matt an, die Hände kalt und schmerzend. Auf dem Brustbein liegt ein Gewicht wie Eisen, das bis auf das Zwerchfell drückt und tiefes Atmen verhindert. Die Rippen klemmen sie ab wie unelastische Klammern. Die Schultern hängen nach vorne durch – viel zu viel Spannung, um Weite in der Brust zu ermöglichen. Die Schulterblätter liegen nicht ruhend, sondern stehen ein Stück raus - unter sich schmerzende Ovale verkrampfter Muskeln. Die Brustwirbel sind verkrümmt und verkeilt. Die Rückenmuskeln verhärtet und unelastisch. Die Haut über diesen Verhärtungen juckt – schlecht durchblutet und unterbekuschelt. Hüften und Beckenboden sind eingeschränkt in ihren Bewegungen und fühlen sich an wie abgeschaltet. Der Bauch rumort. Po und Beine sind schwer, kraftlos und kribbeln. Die Füße krampfen und schmerzen schreiend. Der rechte Fuß ist halb taub und fühlt sich kälter an als der linke – eine Kälte, die sich schmerzhaft über die Nervenbahn außen am ganzen Bein entlang aus dem Lendenbereich herabzieht. Es gibt keine schmerzfreie Position. Der Schmerz übertönt jede andere Wahrnehmung und Regung.
Ebenso arg wie der Schmerz ist die Erschöpfung – eine Ohnmacht bei vollem Bewusstsein, ein Bedürfnis nach Schlaf ohne schlafen können, nach Entspannung die es nicht gibt - ein mattes Halbleben auf Reserve-Akku. Körper und Geist sind wie heruntergedimmt: Sie schaut aus dem Käfig ihrer Mattigkeit in die Welt, unfähig in Kontakt zu treten, eingeschränkt etwas Anderes als Müdigkeit wahrnehmen, denken oder fühlen zu können.
So ruiniert liegen zu bleiben ist keine Option, mit der sie leben könnte. Also zerrt sie sich mit selbsttretender Willensanstrengung gegen alle Widerstände hoch und bricht torkelnd zum ersten Termin des Tages auf. Und das bewältigt sie jeden Tag.
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Sonntag, 9. April 2017
Vorschuss auf Frühling
minzstern, 02:05h
Anfang März habe ich es nicht mehr ausgehalten - dieses Grau, Dumpf, Öde. Meine Geduld mit diesem Winter war zu Ende, und ich brauchte dringend Doping für die Seele.
Im Blumenladen fanden sich leuchtende Primeln. Ich mäkelte noch ein bisschen herum, ob das nötig sei und ob ich diesen Hippy-Kitsch wirklich wolle. Fast schon trotzig entschied ich mich für je eine leuchtend rote und orange Primel. Als die Verkäuferin schließlich Rabatt ab drei murmelte, kam sogar noch eine weiße dazu. Ich erstand einen hübschen Kasten und hängte die leuchtenden Pflanzen ganz alleine auf den öden, verwaisten Balkon.
Seit Wochen entfalten sie nun dort ihre strahlendes Leuchten, übermütig strahlen sie aus der Ödnis heraus und bringen mich zum Lächeln, wann immer meine Augen von diesen drei Farbflecken mitten im Wintergrau eingefangen werden. Jeden Tag schenken sie mir einen Vorschuss auf Frühling - tapfere Trotzköpfe, die mehr frische Blüten hervorbringen als abfallen.

Nach und nach gesellen sich Überlebende dazu, wagen sich in den kargen Blumenkästen hervor und kehren langsam zu mir zurück. Der Balkon beginnt sich zögerlich wieder zu füllen, wird jeden Tag ein bisschen lebendiger, kleine Triebe und weitere Blüten wachsen hervor, Bienen tauchen auf, Vogelgesänge werden vielfältiger und allmählich kommt sogar Duft dazu.
Jedes Mal, wenn ich nach Hause zurück komme, ist wieder ein Trieb erschienen oder eine Blüte mehr geöffnet. Alles ist im Wachstum und verändert sich ständig. Lässt sich die Sonne mal blicken, gerät das Ballet zum Galopp.
So werde ich Teil eines zunehmenden Wimmelbildes - die Frau mit der Gießkanne zwischen immer mehr Details.
Ich erfreue mich jeden Tag an den Pionieren, hole mir all das an Farben und Leben zurück, was ich seit Monaten vermisst habe. Jeden Herbst trauere ich über den Verlust von Farbe und Wärme, während jetzt Leben und Schönheit zu mir zurückkehren. Ich sauge dieses Leben auf, tanke mich wieder auf und genieße mit allen Sinnen.
Im Blumenladen fanden sich leuchtende Primeln. Ich mäkelte noch ein bisschen herum, ob das nötig sei und ob ich diesen Hippy-Kitsch wirklich wolle. Fast schon trotzig entschied ich mich für je eine leuchtend rote und orange Primel. Als die Verkäuferin schließlich Rabatt ab drei murmelte, kam sogar noch eine weiße dazu. Ich erstand einen hübschen Kasten und hängte die leuchtenden Pflanzen ganz alleine auf den öden, verwaisten Balkon.
Seit Wochen entfalten sie nun dort ihre strahlendes Leuchten, übermütig strahlen sie aus der Ödnis heraus und bringen mich zum Lächeln, wann immer meine Augen von diesen drei Farbflecken mitten im Wintergrau eingefangen werden. Jeden Tag schenken sie mir einen Vorschuss auf Frühling - tapfere Trotzköpfe, die mehr frische Blüten hervorbringen als abfallen.

Nach und nach gesellen sich Überlebende dazu, wagen sich in den kargen Blumenkästen hervor und kehren langsam zu mir zurück. Der Balkon beginnt sich zögerlich wieder zu füllen, wird jeden Tag ein bisschen lebendiger, kleine Triebe und weitere Blüten wachsen hervor, Bienen tauchen auf, Vogelgesänge werden vielfältiger und allmählich kommt sogar Duft dazu.
Jedes Mal, wenn ich nach Hause zurück komme, ist wieder ein Trieb erschienen oder eine Blüte mehr geöffnet. Alles ist im Wachstum und verändert sich ständig. Lässt sich die Sonne mal blicken, gerät das Ballet zum Galopp.
So werde ich Teil eines zunehmenden Wimmelbildes - die Frau mit der Gießkanne zwischen immer mehr Details.
Ich erfreue mich jeden Tag an den Pionieren, hole mir all das an Farben und Leben zurück, was ich seit Monaten vermisst habe. Jeden Herbst trauere ich über den Verlust von Farbe und Wärme, während jetzt Leben und Schönheit zu mir zurückkehren. Ich sauge dieses Leben auf, tanke mich wieder auf und genieße mit allen Sinnen.
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Sonntag, 2. April 2017
Kardamom
minzstern, 20:42h
Als ich an dem Glas schnuppere, steigt mir der leicht staubige, samtig würzige Geruch von Kardamom in die Nase. Obwohl die getrockneten Samenkapseln nach nicht viel aussehen - wie blasse, schrummpelige Pistazien - tut sich sofort eine Welt auf: Ich habe den Geschmack von gewürztem Chai oder Milchkaffee auf der Zunge und das maurische Viertel in Granada mit seinen rotgoldenen Cafes und andalusisch-blauen Dekors vor Augen.

Ich spüre die weiche Wärme der Luft auf der Haut, sehe weiße Häuser vor blauem Himmel. Orientalische Musik steigt auf und ich mache Urlaub in Erinnerungen.
Diesem sehnsuchtsvollen Genuss gebe ich mich hin - jedes Mal, wenn ich gewürzten Chai oder Milchkaffee trinke und so meine innere, andalusisch-orientalische Phantasie wach rufe.

Ich spüre die weiche Wärme der Luft auf der Haut, sehe weiße Häuser vor blauem Himmel. Orientalische Musik steigt auf und ich mache Urlaub in Erinnerungen.
Diesem sehnsuchtsvollen Genuss gebe ich mich hin - jedes Mal, wenn ich gewürzten Chai oder Milchkaffee trinke und so meine innere, andalusisch-orientalische Phantasie wach rufe.
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Dienstag, 21. März 2017
Virus Rodeo
minzstern, 22:03h
Ich bewundere die (wenigen) Menschen, die sich mit Esprit und frischem Sprachwitz jeden Tag in ihrem Blog äußern. Das würde ich nie hinkriegen: Manchmal erlebe ich so viel auf einmal, dass ich gar nicht lange genug zur Besinnung komme, mal was gescheit aufzuschreiben. Manchmal erlebe ich zwischen Routinen und den Etappen des Terminmarathons überhaupt nix.
In den letzten beiden Wochen habe ich jedenfalls fast nichts von der Welt und stattdessen umso mehr Körperfunktionen bestaunt, während eine Diesellock in meinem Kopf randaliert hat. Eine gar nicht so schlimme Erkältung hatte sich als Vireninvasion in meinem Kopf festgesetzt und einen ausgewachsenen Shit Inn inszeniert. Dank meines weggerockerten Gleichgewichtssinns bin ich tagelang zwischen dem Starren an die drehende Zimmerdecke und möglichst nicht so genauem Starren in die WC-Schüssel gependelt. Hammer – wie schnell so ein Körper komplett die Grätsche machen kann!
Ich hatte nicht mal Fieber, nix vom bekannten Rotzen oder Hush Puppy Glubschaugen – nöh, bloß ne olle Dampflock im Kopf und der fast völlige Verlust der Kontrolle über Motorik, Denken, Lenken und Alltag. Der HNO-Arzt erwies sich als planlos und sinnlos, aber eine Kollegin nickte wissend: Ja, ja, wie ne Dampflock, dauert 2 Wochen und dann noch mal 2-3 Wochen bis Du wieder Du selbst bist. Echt jetzt?! Und wer macht in der Zwischenzeit meine Arbeit?
Von solchen Allzuständigkeits- und Wichtigkeitsphantasien zeigte sich der Virus natürlich kein bisschen beindruckt, sondern stellte klar, wer hier die Macht hat: 2 Wochen Schmerzen, Doofheit, Kreiseln von Kopf und Bauch. Da hilft dann eben kein Jammern und Motzen, keine Arbeitspläne und Pflichtenhefte – King Virus hat immer recht und stellte mich zuverlässig nach spätestens 2 Stunden ab. Zurück geworfen auf das Niveau instabilen Wackelpuddings blieb mir gar nichts anderes übrig als auszuruhen – fieses Virusbiest!

Dank ausführlicher Schlafattackentherapie und fürsorglichen Freund/innen, die regelmäßig überprüft haben, ob ich wenigstens Dreiwort-Sätze von mir gebe, wurde die intensive Erfahrung, fremdgesteuert zu sein, zumindest etwas abgemildert. Es war dennoch eine bittere, demütige Erfahrung zu merken, dass der Virus und nicht ich das Rodeo reitet.
Inzwischen stehe ich wieder auf meinen Füßen, aber das schlaue Virusmonster wird nicht müde, mich oft genug daran zu erinnern, dass nicht ich der Boss bin und mich gefälligst auszuruhen habe, wenn Ihre Gnaden Virus der Große das so befinden. Ich schätze, das ist auch eine Art auf mich selbst aufzupassen – also mache ich doch endlich mal langsam, halte die Handbremse angezogen und bringe dem Virus Pausen als Opfergaben dar, um sein Grollen so weit wie möglich zu besänftigen.
In den letzten beiden Wochen habe ich jedenfalls fast nichts von der Welt und stattdessen umso mehr Körperfunktionen bestaunt, während eine Diesellock in meinem Kopf randaliert hat. Eine gar nicht so schlimme Erkältung hatte sich als Vireninvasion in meinem Kopf festgesetzt und einen ausgewachsenen Shit Inn inszeniert. Dank meines weggerockerten Gleichgewichtssinns bin ich tagelang zwischen dem Starren an die drehende Zimmerdecke und möglichst nicht so genauem Starren in die WC-Schüssel gependelt. Hammer – wie schnell so ein Körper komplett die Grätsche machen kann!
Ich hatte nicht mal Fieber, nix vom bekannten Rotzen oder Hush Puppy Glubschaugen – nöh, bloß ne olle Dampflock im Kopf und der fast völlige Verlust der Kontrolle über Motorik, Denken, Lenken und Alltag. Der HNO-Arzt erwies sich als planlos und sinnlos, aber eine Kollegin nickte wissend: Ja, ja, wie ne Dampflock, dauert 2 Wochen und dann noch mal 2-3 Wochen bis Du wieder Du selbst bist. Echt jetzt?! Und wer macht in der Zwischenzeit meine Arbeit?
Von solchen Allzuständigkeits- und Wichtigkeitsphantasien zeigte sich der Virus natürlich kein bisschen beindruckt, sondern stellte klar, wer hier die Macht hat: 2 Wochen Schmerzen, Doofheit, Kreiseln von Kopf und Bauch. Da hilft dann eben kein Jammern und Motzen, keine Arbeitspläne und Pflichtenhefte – King Virus hat immer recht und stellte mich zuverlässig nach spätestens 2 Stunden ab. Zurück geworfen auf das Niveau instabilen Wackelpuddings blieb mir gar nichts anderes übrig als auszuruhen – fieses Virusbiest!

Dank ausführlicher Schlafattackentherapie und fürsorglichen Freund/innen, die regelmäßig überprüft haben, ob ich wenigstens Dreiwort-Sätze von mir gebe, wurde die intensive Erfahrung, fremdgesteuert zu sein, zumindest etwas abgemildert. Es war dennoch eine bittere, demütige Erfahrung zu merken, dass der Virus und nicht ich das Rodeo reitet.
Inzwischen stehe ich wieder auf meinen Füßen, aber das schlaue Virusmonster wird nicht müde, mich oft genug daran zu erinnern, dass nicht ich der Boss bin und mich gefälligst auszuruhen habe, wenn Ihre Gnaden Virus der Große das so befinden. Ich schätze, das ist auch eine Art auf mich selbst aufzupassen – also mache ich doch endlich mal langsam, halte die Handbremse angezogen und bringe dem Virus Pausen als Opfergaben dar, um sein Grollen so weit wie möglich zu besänftigen.
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Freitag, 10. März 2017
Meer und Wirklichkeit
minzstern, 22:33h
Mal wieder diese Kluft zwischen dem was ich wirklich tun möchte und dem was ich tue:
Ich möchte mit Dir ans Meer, durchatmen, am Strand langlaufen, auf die Brandung schauen, riechen, hören, schmecken, gemeinsam Zeit haben, ausruhen, chatten, bloggen, gut essen, du arbeitest, ich lese oder schreibe, Berührungen, bei sich sein und miteinander sein, Zu-Neigung, Kreativität, weitere Seiten an mir, an Dir, am uns entdecken.

Was ich tue: Erkältung und Kopfschmerzen niederkämpfen, das Mindeste an Arbeit erledigen, irgendwie doch erholen, irgendwie den Tag überstehen.
Ich möchte mit Dir ans Meer, durchatmen, am Strand langlaufen, auf die Brandung schauen, riechen, hören, schmecken, gemeinsam Zeit haben, ausruhen, chatten, bloggen, gut essen, du arbeitest, ich lese oder schreibe, Berührungen, bei sich sein und miteinander sein, Zu-Neigung, Kreativität, weitere Seiten an mir, an Dir, am uns entdecken.

Was ich tue: Erkältung und Kopfschmerzen niederkämpfen, das Mindeste an Arbeit erledigen, irgendwie doch erholen, irgendwie den Tag überstehen.
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Samstag, 18. Februar 2017
Kurze Momente
minzstern, 18:40h
Ich bin daran gewöhnt, ein one-woman-fightclub zu sein: Ich sorge für mich selbst, verlasse mich auf meine eigene Kraft, pflege meine Wunden, kümmere mich um mich.
Und dann kommst Du mit diesen kleinen Berührungen, in denen Du mir tröstlich über den Rücken streichst, meinen Arm berührst, wenn ich mich unsinnig aufrege oder unsachlich werde, eine kurze Umarmung zwischen vielen Gesprächen und gemeinsamem Handeln – kostbare Momente von Anteilnahme, Trost und Kraftgeben.

Ich empfinde eine Nähe, die ich sonst so nicht kenne. Ich genieße das und staune, dass Du das wie selbstverständlich tust, dabei ganz bei Dir bleibst, dass ich das annehmen und genießen kann.
Und dann kommst Du mit diesen kleinen Berührungen, in denen Du mir tröstlich über den Rücken streichst, meinen Arm berührst, wenn ich mich unsinnig aufrege oder unsachlich werde, eine kurze Umarmung zwischen vielen Gesprächen und gemeinsamem Handeln – kostbare Momente von Anteilnahme, Trost und Kraftgeben.

Ich empfinde eine Nähe, die ich sonst so nicht kenne. Ich genieße das und staune, dass Du das wie selbstverständlich tust, dabei ganz bei Dir bleibst, dass ich das annehmen und genießen kann.
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Sonntag, 29. Januar 2017
Basta!
minzstern, 13:18h
Ich brauche jetzt mal einen Moment, wo ich alles, alle und mich selbst Scheiße finden kann.
Manchmal ist es so – melodramatisch und ratlos.
Ich brauche eine gewisse Zeit, um mich all der Wut, Panik, Verzweiflung und Scham zu stellen. Die ist so allmächtig, dass ich nicht mal Wunden lecken kann. Die Wunden bluten noch.
Vor allem kann ich nicht, noch nicht, nach Lösungen suchen. Ich kann grad mal nicht analysieren, wo das alles herkommt und wie es besser werden könnte. Ich finde es Scheiße – die politischen Dramen, all die Dummheit, Missgunst und Aggressivität. Die Überforderung, gegen all dies etwas unternehmen zu müssen, Widerstand zu äußern, sich zu organisieren, solidarisch zu sein.
Ich finde es Scheiße – uns, Dich, mich. Ich will unsere Überforderung und die vielen Dinge, die wir deswegen falsch machen, nicht mehr ertragen. Ich kann meine Überforderung und den Mangel an Liebe nicht mehr ertragen. Und ich habe keine Ahnung, wie ich daran etwas ändern kann. Ich weiß nur, dass sich etwas ändern muss, damit ich weiterkämpfen kann und damit ein Leben ein Leben wird.

Ich stehe später wieder auf, kämpfe weiter, kümmere mich. Das habe ich immer getan und werde ich wieder tun. Aber jetzt, im Moment, bin ich nur wütend, ratlos, verzweifelt und voller Scham über meine eigenen Fehler und Grenzen. Ich muss erst mal Basta! zu mir selbst, zu euch und zu uns sagen, bevor ich wieder Basta! zu Unterdrückern, Rassisten und machtgeilen Soziopathen_innen sagen kann.
Lass mich mit euren Ansprüchen in Ruhe und reicht mir verdammt noch mal auch mal eine Schulter, einen Arm, eine Hand. Ich möchte endlich als Mensch gesehen werden, so stark und doof und schwach ich eben bin. Ich funktioniere gerade nicht mehr – und nehme mir das Recht, das nicht zu tun. Lieb mich so oder lass mich in Ruhe. Entweder liebe mich wie ich bin oder erwarte nicht mehr, dass ich meine Verzweiflung und meine Kraft mit dir teile.
Manchmal ist es so – melodramatisch und ratlos.
Ich brauche eine gewisse Zeit, um mich all der Wut, Panik, Verzweiflung und Scham zu stellen. Die ist so allmächtig, dass ich nicht mal Wunden lecken kann. Die Wunden bluten noch.
Vor allem kann ich nicht, noch nicht, nach Lösungen suchen. Ich kann grad mal nicht analysieren, wo das alles herkommt und wie es besser werden könnte. Ich finde es Scheiße – die politischen Dramen, all die Dummheit, Missgunst und Aggressivität. Die Überforderung, gegen all dies etwas unternehmen zu müssen, Widerstand zu äußern, sich zu organisieren, solidarisch zu sein.
Ich finde es Scheiße – uns, Dich, mich. Ich will unsere Überforderung und die vielen Dinge, die wir deswegen falsch machen, nicht mehr ertragen. Ich kann meine Überforderung und den Mangel an Liebe nicht mehr ertragen. Und ich habe keine Ahnung, wie ich daran etwas ändern kann. Ich weiß nur, dass sich etwas ändern muss, damit ich weiterkämpfen kann und damit ein Leben ein Leben wird.

Ich stehe später wieder auf, kämpfe weiter, kümmere mich. Das habe ich immer getan und werde ich wieder tun. Aber jetzt, im Moment, bin ich nur wütend, ratlos, verzweifelt und voller Scham über meine eigenen Fehler und Grenzen. Ich muss erst mal Basta! zu mir selbst, zu euch und zu uns sagen, bevor ich wieder Basta! zu Unterdrückern, Rassisten und machtgeilen Soziopathen_innen sagen kann.
Lass mich mit euren Ansprüchen in Ruhe und reicht mir verdammt noch mal auch mal eine Schulter, einen Arm, eine Hand. Ich möchte endlich als Mensch gesehen werden, so stark und doof und schwach ich eben bin. Ich funktioniere gerade nicht mehr – und nehme mir das Recht, das nicht zu tun. Lieb mich so oder lass mich in Ruhe. Entweder liebe mich wie ich bin oder erwarte nicht mehr, dass ich meine Verzweiflung und meine Kraft mit dir teile.
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Mittwoch, 28. Dezember 2016
Challenge: Tag 9
minzstern, 21:16h
Auf die Gefahr hin, dass das hier langsam nervt - ein bisschen halte ich (und damit auch Du) noch durch. Immerhin ist mir nicht mehr so schlecht, ich schlafe besser und sogar ein langer Spaziergang war drin, der mit der Zuckervergiftung nicht geschmeidig gewesen wäre.
Kartoffelpüree mit Ei und Muskat an Zwiebel-Champignon-Topping

(Zucker: 0, Fett: etwas mehr zum Anbraten, Tier: Milch und 1 Ei, Soulfood-Faktor: warmbauchig)
Kartoffelpüree mit Ei und Muskat an Zwiebel-Champignon-Topping

(Zucker: 0, Fett: etwas mehr zum Anbraten, Tier: Milch und 1 Ei, Soulfood-Faktor: warmbauchig)
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Samstag, 24. Dezember 2016
Out of Challenge
minzstern, 19:52h
Nun, es gibt halt eben auch Feiertage, die Lieben und Mandelhörnchen...

(Zucker: 200 g, Fett: ne Menge in Mandeln, Pistazien und Kokos (ungesättigt!), Tierprodukte: Eier, Soulfood-Faktor: galaktisch

(Zucker: 200 g, Fett: ne Menge in Mandeln, Pistazien und Kokos (ungesättigt!), Tierprodukte: Eier, Soulfood-Faktor: galaktisch
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Freitag, 23. Dezember 2016
Überdosis-Challenge: Tag 5 und 6
minzstern, 22:22h
Die Frage stellt sich durchaus, welche Berechtigung denn bitte diese Challenge hat, wenn in der Welt Kriege, Vertreibung, Anschläge, Elend und Hassprediger vorherrschen.
Besser für mich selbst zu sorgen, ist aber eben nicht nur ein egoistisches Wohlstandsbedürfnis. Kurz gesagt: ich versuche das nicht nur für mich. Es geht vielmehr darum, auf allen Ebenen aufmerksam, achtsam und wertschätzend zu werden. Es geht um die Erhöhung von Stärke statt sich vom Terror in Angst, von Demagogen in Hass oder vom Zwang zum Lohnerwerb in Tristesse treiben zu lassen. Es geht darum, das Leben mit allen Sinnen zu genießen, ein umfassendes Leben zu führen und so aus voller Kraft mit anderen gemeinsam zu leben.
Es geht in diesem Blog um Gedanken und Geschichten in dieser Welt. Indem ich für mich sorge, bin ich mir meiner Privilegien ebenso bewusst wie den Zwängen, denen ich ausgesetzt bin.
Ein Wohlstandsleben zu führen, bringt Zwänge mit sich, die zu Ersatzhandlungen führen, um diese Zwänge aushalten zu können. Sich diesen Ersatzhandlungen zu verweigern, ist keine Diät: Wenn ich darum ringe, meine Lebensqualität zu erhöhen, geht es nicht um Selbstverwirklichung, sondern um die Fähigkeit, weiter machen zu können, nicht nur zu funktionieren, sondern wirklich weiter machen zu können: im Leben, im Lieben und darin, mich für Solidarität und Emanzipation einzusetzen.
Dieses Ringen um ein gutes Leben hat also mehr Ebenen und Orte als dieser eine, in dem die Challenge stattfindet. Also sorge ich für mich und das Leben – möge es für uns alle ein friedlicheres, voll gelebtes und liebevolles sein.
So banal ist es also gar nicht, wenn ich heute wieder für echtes Essen gesorgt habe:
Wirsingeintopf mit Grießklößchen

(Zucker: 0, Fett: nur zum Anbraten, Tierprodukte: keine, Soulfood-Faktor: ok bis etwas viel Chilli)
Besser für mich selbst zu sorgen, ist aber eben nicht nur ein egoistisches Wohlstandsbedürfnis. Kurz gesagt: ich versuche das nicht nur für mich. Es geht vielmehr darum, auf allen Ebenen aufmerksam, achtsam und wertschätzend zu werden. Es geht um die Erhöhung von Stärke statt sich vom Terror in Angst, von Demagogen in Hass oder vom Zwang zum Lohnerwerb in Tristesse treiben zu lassen. Es geht darum, das Leben mit allen Sinnen zu genießen, ein umfassendes Leben zu führen und so aus voller Kraft mit anderen gemeinsam zu leben.
Es geht in diesem Blog um Gedanken und Geschichten in dieser Welt. Indem ich für mich sorge, bin ich mir meiner Privilegien ebenso bewusst wie den Zwängen, denen ich ausgesetzt bin.
Ein Wohlstandsleben zu führen, bringt Zwänge mit sich, die zu Ersatzhandlungen führen, um diese Zwänge aushalten zu können. Sich diesen Ersatzhandlungen zu verweigern, ist keine Diät: Wenn ich darum ringe, meine Lebensqualität zu erhöhen, geht es nicht um Selbstverwirklichung, sondern um die Fähigkeit, weiter machen zu können, nicht nur zu funktionieren, sondern wirklich weiter machen zu können: im Leben, im Lieben und darin, mich für Solidarität und Emanzipation einzusetzen.
Dieses Ringen um ein gutes Leben hat also mehr Ebenen und Orte als dieser eine, in dem die Challenge stattfindet. Also sorge ich für mich und das Leben – möge es für uns alle ein friedlicheres, voll gelebtes und liebevolles sein.
So banal ist es also gar nicht, wenn ich heute wieder für echtes Essen gesorgt habe:
Wirsingeintopf mit Grießklößchen

(Zucker: 0, Fett: nur zum Anbraten, Tierprodukte: keine, Soulfood-Faktor: ok bis etwas viel Chilli)
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Sonntag, 18. Dezember 2016
Überdosis-Challenge: Tag 2
minzstern, 20:21h
Fail:
150 g Honigmandeln
(954 kcal, Zucker 20g, Fett 78 g, Tierprodukte: 0, Soulfood-Faktor: gut)
aber:

Strike:
veganes Gemüse-Couscous

(Zucker: 0, Fett: gering, Tierprodukte: 0, Soulfood-Faktor: befriedigend)
150 g Honigmandeln
(954 kcal, Zucker 20g, Fett 78 g, Tierprodukte: 0, Soulfood-Faktor: gut)
aber:

Strike:
veganes Gemüse-Couscous

(Zucker: 0, Fett: gering, Tierprodukte: 0, Soulfood-Faktor: befriedigend)
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Samstag, 17. Dezember 2016
Überdosis Kuchen
minzstern, 21:28h
Also ich liebe ja naschen. Dieses in den Mund stecken, drauf rum kauen und genießen wie sich der leckerlecker-Geschmack im Mund ausbreitet. Dieses Einverleiben von Genuss, Zucker und Gewürzen. Dieser kurze Moment von volle Pulle Genuss, in dem die Welt einfach schön ist und alles meinsmeinsmeins.
Ihr merkt schon: pure Lust und Suchtverhalten.
Ich steh auch dazu - das Leben ist kein Ponyhof und daher muss da mal Genuss von außen her. Wenn schon nicht der Genuss von permanent Spaß, Schönheit, Lachen, Lust und Freude - dann wenigstens das kurze Glück von lecker und vollem Bauch.
Daher mag ich ja den Advent so sehr. Die jährliche Krise beginnt ab dem Moment der Uhrstellung, wenn es morgens beim Losgehen ebenso immer dunkler wird wie abends beim nach Hause kommen. Das steigert sich mit jedem Tag, bis endlich der Glitzer rausgehängt wird und die Naschereien mir an jeder Ecke auflauern. Wenn ich schon in einem Land lebe, in dem es volle sieben Monate zu dunkel, zu grau, zu patschnass und zu kalt ist, dann finde ich es sehr schlau, mittendrin beschaulich gewürzte Leckereien zu riechen und ordentlich Alkohol warm zu machen.
So weit so gut. Trotz gut gepflegter Sucht weiß ich natürlich, dass Zucker und Fett, die die Grundlage für Genüsse und Fluchten bilden, mir Zähne, Figur, Stoffwechsel, Gelenke ruinieren und mich früher oder später umbringen werden. Ja, so dramatisch ist das wohl. Ich weiß das, aber dennoch ist das Leben ja kein Ponyhof und das Lusterlebnis wird also gebraucht. Das liegt im Zweifelsfall näher als die dröge Einsicht in die Folgen von Übergewicht und Fehlernährung.
Es ist ja auch nicht so, dass ich hemmungslos Soulfood und Süßkram in mich hineinstopfe. Wenn ich nicht an Gesundheit und sinnvolle Ernährung denken würde, würde ich mich ausschließlich von Pizza, Salami, Lachs und Lakritz ernähren. Ich würde überhaupt nichts anderes essen. Aber ich bin ja weder bekloppt noch lebensmüde, daher drapiere ich meine Ausflüge ins Glückswonne-Zucker-Wunderland nur phasenweise zwischen eine vollwertige, frische Gemüseküche.
Das Problem liegt in phasenweise. Diesen Herbst habe ich so dermaßen viel gearbeitet, hatte so gut wie kein Privatleben und habe so wenig Tageslicht gesehen, dass der Suchtdruck immens ist. Und, lügen wir nicht rum, ich habe jeden Lebkuchen, Keks, Lakritz, Wurst, Glühwein genossen. Jedes Extrakilo ist ehrlich verdient.
Nun ist aber etwas Seltsames passiert: Es ist erst der dritte Advent und ich kann nicht mehr! Ich bin durch all die Einladungen, Betriebsfeiern und Verlockungen dermaßen überfüttert, dass ich kein einziges Minzplätzchen mehr mag. Pappsatt bis zum Überdruss. Daher rufe ich öffentlich eine Challenge aus: Wie lange kann ich mich an dieses papp-satt-gleich-kotz-Gefühl gut genug erinnern, dass ich den Lebkuchen die kalte Schulter zeige und mich gesundem Essen zuwende?
Tag 1 der Challenge: Muskat-Kartoffelpüree mit Rotkohl in Wacholder-Weißwein-Soße

(Zucker: 0, Fett: gering, Tierprodukte: 1 Schwapps Milch, Soulfood-Faktor: gut).
Die Herausforderung besteht darin, dies öffentlich, quasi als Life-Sendung zu machen. Wird es also einen Tag 2, Tag3, Tag X geben?
Ihr merkt schon: pure Lust und Suchtverhalten.
Ich steh auch dazu - das Leben ist kein Ponyhof und daher muss da mal Genuss von außen her. Wenn schon nicht der Genuss von permanent Spaß, Schönheit, Lachen, Lust und Freude - dann wenigstens das kurze Glück von lecker und vollem Bauch.
Daher mag ich ja den Advent so sehr. Die jährliche Krise beginnt ab dem Moment der Uhrstellung, wenn es morgens beim Losgehen ebenso immer dunkler wird wie abends beim nach Hause kommen. Das steigert sich mit jedem Tag, bis endlich der Glitzer rausgehängt wird und die Naschereien mir an jeder Ecke auflauern. Wenn ich schon in einem Land lebe, in dem es volle sieben Monate zu dunkel, zu grau, zu patschnass und zu kalt ist, dann finde ich es sehr schlau, mittendrin beschaulich gewürzte Leckereien zu riechen und ordentlich Alkohol warm zu machen.
So weit so gut. Trotz gut gepflegter Sucht weiß ich natürlich, dass Zucker und Fett, die die Grundlage für Genüsse und Fluchten bilden, mir Zähne, Figur, Stoffwechsel, Gelenke ruinieren und mich früher oder später umbringen werden. Ja, so dramatisch ist das wohl. Ich weiß das, aber dennoch ist das Leben ja kein Ponyhof und das Lusterlebnis wird also gebraucht. Das liegt im Zweifelsfall näher als die dröge Einsicht in die Folgen von Übergewicht und Fehlernährung.
Es ist ja auch nicht so, dass ich hemmungslos Soulfood und Süßkram in mich hineinstopfe. Wenn ich nicht an Gesundheit und sinnvolle Ernährung denken würde, würde ich mich ausschließlich von Pizza, Salami, Lachs und Lakritz ernähren. Ich würde überhaupt nichts anderes essen. Aber ich bin ja weder bekloppt noch lebensmüde, daher drapiere ich meine Ausflüge ins Glückswonne-Zucker-Wunderland nur phasenweise zwischen eine vollwertige, frische Gemüseküche.
Das Problem liegt in phasenweise. Diesen Herbst habe ich so dermaßen viel gearbeitet, hatte so gut wie kein Privatleben und habe so wenig Tageslicht gesehen, dass der Suchtdruck immens ist. Und, lügen wir nicht rum, ich habe jeden Lebkuchen, Keks, Lakritz, Wurst, Glühwein genossen. Jedes Extrakilo ist ehrlich verdient.
Nun ist aber etwas Seltsames passiert: Es ist erst der dritte Advent und ich kann nicht mehr! Ich bin durch all die Einladungen, Betriebsfeiern und Verlockungen dermaßen überfüttert, dass ich kein einziges Minzplätzchen mehr mag. Pappsatt bis zum Überdruss. Daher rufe ich öffentlich eine Challenge aus: Wie lange kann ich mich an dieses papp-satt-gleich-kotz-Gefühl gut genug erinnern, dass ich den Lebkuchen die kalte Schulter zeige und mich gesundem Essen zuwende?
Tag 1 der Challenge: Muskat-Kartoffelpüree mit Rotkohl in Wacholder-Weißwein-Soße

(Zucker: 0, Fett: gering, Tierprodukte: 1 Schwapps Milch, Soulfood-Faktor: gut).
Die Herausforderung besteht darin, dies öffentlich, quasi als Life-Sendung zu machen. Wird es also einen Tag 2, Tag3, Tag X geben?
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