Sonntag, 12. Juni 2022
Tanz durch die Nacht (Gwen 33)
minzstern, 18:27h
Skye tanzte durch die Nacht, über sich die Sterne des endlos scheinenden schwarzblauen andalusischen Himmel, neben sich gut gelaunte Drachen sowie ab und zu einer der fünf anderen tanzenden Menschen. Sie spürte die Bässe aus Trommeln und Drachenkehlen direkt in ihrem Bauch, ließ alle Fragen los, bewegte sich mit der Menge, schwitzte, lachte und wunderte sich nur in Momenten des Atemholens, dass sie nun wahrhaftig auf einem Drachenfest war. Der Gedanke war viel zu irre und hielt sich nur kurz, bis Skye erneut von der Menge mitgerissen wurde.
Als sie auf einen kleinen Platz geschwemmt wurde, hielt sie mit den sie umgebenden Drachen inne, um erneut einem Chor zu lauschen. Tiefe getragene Stimmen mit dramatischen Trällern gaben erneut eine der traditionellen Drachenballaden zum Besten. Obwohl Skye kein Wort verstand, rollten ihr die Tränen über die Wangen. "Ich kann auch nicht anders. Schon bei menschlichen Gospels weine ich wie ein Schlosshund", kommentierte der Mann neben ihr, "ach ja, ich bin übrigens Sean." Skye schüttelte ihren Kopf, verwundert über die plötzliche Normalität der Ansprache, und erwiderte: "Skye, ich bin mit Drax hier." Von Sean erfuhr sie immerhin, dass die paar Menschen hier nur eingeladen waren, weil sie einen der Jungdrachen begleiteten, die ihre ersten Monate bei Menschen verbracht hatten. Eine solche Kindheit wäre früher bei Drachen verpönt gewesen, aber bei den größer werdenden Abständen zwischen den immer kleineren Refugien der Drachen, hatten manche Drachenpaare keine andere Wahl gehabt als ihre Eier bei Menschen in Obhut zu geben. "Besonders wenn eine*r der beiden Eltern gestorben ist oder verloren gegangen ist, wie es bei Gwen der Fall war, sehr tragisch", schloss Sean. Skye stiegen schon wieder die Tränen in die Augen. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, ob Drachen ihre Nachkommen eigentlich in Paaren oder Gruppen aufzogen. Gwen schien sich immer selbst genug zu sein, aber vielleicht hatte sie leider keine andere Wahl gehabt.
Skye schluckte und ließ sich erneut mit der Menge treiben, schaute Feuerspeiern zu, genoss einen Chor, der gekonnt im Hall einer halb offenen Höhle musizierte, und entfloh gerade noch rechtzeitig in einen anderen Strom aus Drachen, bevor sie in ein Wettkampftrinken hineingezogen werden konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass es eine Frau, die sie noch nicht kannte, nicht gelungen war, auszuweichen. Nun widmete sie sich mit trotzigem Ernst einem Trinkduell mit einem reptilienartigen Drachen, obwohl das Getränk in ihren jeweils passend großen Trinkgefäßen in wunderlichen Farben dampfte und waberte.
Erst bei Morgengrauen wankte Skye wieder ins Holzhaus der Menschen zurück, im Kopf ein Gewirr von Bildern wirbelnder Drachen und Feuerspiralen. Beim Reinkommen vergewisserte sie sich beruhigt, dass die Frau aus dem Trinkgelage in ihrer Koje lag und stabil atmete. Sie stellte ein großes Glas Wasser neben ihr Gepäck, schüttelte die Schuhe ab und fiel um wie ein Sack Kartoffeln. "Meine armen Füße", dachte sie noch, "auh mein Rücken" und schlief bereits fest
Als sie auf einen kleinen Platz geschwemmt wurde, hielt sie mit den sie umgebenden Drachen inne, um erneut einem Chor zu lauschen. Tiefe getragene Stimmen mit dramatischen Trällern gaben erneut eine der traditionellen Drachenballaden zum Besten. Obwohl Skye kein Wort verstand, rollten ihr die Tränen über die Wangen. "Ich kann auch nicht anders. Schon bei menschlichen Gospels weine ich wie ein Schlosshund", kommentierte der Mann neben ihr, "ach ja, ich bin übrigens Sean." Skye schüttelte ihren Kopf, verwundert über die plötzliche Normalität der Ansprache, und erwiderte: "Skye, ich bin mit Drax hier." Von Sean erfuhr sie immerhin, dass die paar Menschen hier nur eingeladen waren, weil sie einen der Jungdrachen begleiteten, die ihre ersten Monate bei Menschen verbracht hatten. Eine solche Kindheit wäre früher bei Drachen verpönt gewesen, aber bei den größer werdenden Abständen zwischen den immer kleineren Refugien der Drachen, hatten manche Drachenpaare keine andere Wahl gehabt als ihre Eier bei Menschen in Obhut zu geben. "Besonders wenn eine*r der beiden Eltern gestorben ist oder verloren gegangen ist, wie es bei Gwen der Fall war, sehr tragisch", schloss Sean. Skye stiegen schon wieder die Tränen in die Augen. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, ob Drachen ihre Nachkommen eigentlich in Paaren oder Gruppen aufzogen. Gwen schien sich immer selbst genug zu sein, aber vielleicht hatte sie leider keine andere Wahl gehabt.
Skye schluckte und ließ sich erneut mit der Menge treiben, schaute Feuerspeiern zu, genoss einen Chor, der gekonnt im Hall einer halb offenen Höhle musizierte, und entfloh gerade noch rechtzeitig in einen anderen Strom aus Drachen, bevor sie in ein Wettkampftrinken hineingezogen werden konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass es eine Frau, die sie noch nicht kannte, nicht gelungen war, auszuweichen. Nun widmete sie sich mit trotzigem Ernst einem Trinkduell mit einem reptilienartigen Drachen, obwohl das Getränk in ihren jeweils passend großen Trinkgefäßen in wunderlichen Farben dampfte und waberte.
Erst bei Morgengrauen wankte Skye wieder ins Holzhaus der Menschen zurück, im Kopf ein Gewirr von Bildern wirbelnder Drachen und Feuerspiralen. Beim Reinkommen vergewisserte sie sich beruhigt, dass die Frau aus dem Trinkgelage in ihrer Koje lag und stabil atmete. Sie stellte ein großes Glas Wasser neben ihr Gepäck, schüttelte die Schuhe ab und fiel um wie ein Sack Kartoffeln. "Meine armen Füße", dachte sie noch, "auh mein Rücken" und schlief bereits fest
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