Freitag, 25. August 2017
Selbstschutz
minzstern, 20:58h
Das Üble am zu-viel-Arbeiten ist ja nicht so sehr das viele Arbeiten. Die Lohnarbeit frisst zu viel Zeit und Kraft, die an anderen Stellen fehlen. In besonders harten Arbeitsphasen verliere ich das Gespür für meinen Körper, kann nicht mehr aufmerksam zuhören, bin nicht offen für Freund*innen und kann keine Nähe annehmen. Ich bin angespannt, gehetzt, sorgenbeladen, erschöpft und dicht.
Ich hätte ja abends schon noch Zeit, auch mal auszugehen, Freund*innen zu treffen, kreativ zu sein, Sport zu machen oder mein müdes Kreuz an Deinen wohlig warmen Bauch zu lehnen. Aber nein, im Laufe des Tages arbeite ich hochprofessionell, d.h. straff durchgeplant, mit maximaler Verdichtung und Multitasking bis zum Drehschwindel. Wenn ich dann endlich raus darf, bin ich viel zu ausgelaugt, um noch irgendetwas oder jemanden zu wollen. Nachts schlafe ich schlecht in Anbetracht zu langer to-do-Listen, Abwägungen, Planungen, zu erwartenden Angriffen, voraussehbaren Konflikten und vorauseilenden Lösungsstrategien.
Das Grauenhafte an der Abschöpfung meines Mehrwertes im Job ist, dass so wenig von mir bleibt. Mein Körper tut mir viel zu weh und ist steif vom Sitzen. Mein Kopf ist ausgepowert. Das Sprachmodul leer gequatscht. Ich kann vor lauter Tabellenkalkulationen kaum noch aus den Augen gucken. Selbst die Leute in der Fußgängerzone sind mir zu viel – wie könnte ich da noch offen sein für echte Nähe? Die Lohnarbeit raubt mir Teile meiner Gesundheit und vor allem erhebliche Teile meines Sozial- und Liebeslebens. Ich kann eben nicht die Bürotür abschließen und dann einfach einen Schalter umlegen von funktionierend auf lebendig. Mit jedem harten Arbeitstag verliere ich den Zugang zu dem, was ich an mir eigentlich wirklich mag: die Fähigkeit, meine eigene Kraft zu spüren, mich lebendig zu fühlen, zärtlich, eigenwillig und liebevoll zu sein.
Das Kostbare an meiner Lebendigkeit und Liebe kann ich nur bewahren, wenn ich lerne bei der Arbeit einen Marathon mit zielgerichteter und dosierter Kraft zu laufen: Nein sagen, wenn das Pensum mal wieder die Grenzen des maximal Schaffbaren sprengt. Einsehen, dass ich die endlosen Arbeiten nur Schritt für Schritt erledigen kann und niemals am Ende der langen Listen ankommen werde. Wenn es ohnehin nicht zu schaffen ist, bringt das innere Hyperventilieren nichts. Ich kann nur so weit wie möglich kommen. Alles andere führt zu mehr Fehlern (für deren Behebung ich keine Ressourcen habe) und letztlich zum Burnout. Statt ausbrennend zu sprinten, bin ich gut in meinem Job, indem ich so gut bin wie ich kann – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Ich hätte ja abends schon noch Zeit, auch mal auszugehen, Freund*innen zu treffen, kreativ zu sein, Sport zu machen oder mein müdes Kreuz an Deinen wohlig warmen Bauch zu lehnen. Aber nein, im Laufe des Tages arbeite ich hochprofessionell, d.h. straff durchgeplant, mit maximaler Verdichtung und Multitasking bis zum Drehschwindel. Wenn ich dann endlich raus darf, bin ich viel zu ausgelaugt, um noch irgendetwas oder jemanden zu wollen. Nachts schlafe ich schlecht in Anbetracht zu langer to-do-Listen, Abwägungen, Planungen, zu erwartenden Angriffen, voraussehbaren Konflikten und vorauseilenden Lösungsstrategien.
Das Grauenhafte an der Abschöpfung meines Mehrwertes im Job ist, dass so wenig von mir bleibt. Mein Körper tut mir viel zu weh und ist steif vom Sitzen. Mein Kopf ist ausgepowert. Das Sprachmodul leer gequatscht. Ich kann vor lauter Tabellenkalkulationen kaum noch aus den Augen gucken. Selbst die Leute in der Fußgängerzone sind mir zu viel – wie könnte ich da noch offen sein für echte Nähe? Die Lohnarbeit raubt mir Teile meiner Gesundheit und vor allem erhebliche Teile meines Sozial- und Liebeslebens. Ich kann eben nicht die Bürotür abschließen und dann einfach einen Schalter umlegen von funktionierend auf lebendig. Mit jedem harten Arbeitstag verliere ich den Zugang zu dem, was ich an mir eigentlich wirklich mag: die Fähigkeit, meine eigene Kraft zu spüren, mich lebendig zu fühlen, zärtlich, eigenwillig und liebevoll zu sein.
Das Kostbare an meiner Lebendigkeit und Liebe kann ich nur bewahren, wenn ich lerne bei der Arbeit einen Marathon mit zielgerichteter und dosierter Kraft zu laufen: Nein sagen, wenn das Pensum mal wieder die Grenzen des maximal Schaffbaren sprengt. Einsehen, dass ich die endlosen Arbeiten nur Schritt für Schritt erledigen kann und niemals am Ende der langen Listen ankommen werde. Wenn es ohnehin nicht zu schaffen ist, bringt das innere Hyperventilieren nichts. Ich kann nur so weit wie möglich kommen. Alles andere führt zu mehr Fehlern (für deren Behebung ich keine Ressourcen habe) und letztlich zum Burnout. Statt ausbrennend zu sprinten, bin ich gut in meinem Job, indem ich so gut bin wie ich kann – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
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al bern,
Freitag, 25. August 2017, 21:06
Das...
...Foto passt ja wunderbar zum Text und ist, finde ich, ganz unabhängig davon, wahnsinnig beeindruckend.
Wo ist das?
Davon abgesehen, ich persönlich bedaure, im "Burnout" gelandet zu sein.
Mir ist es tatsächlich seit Jahren nicht mehr möglich, länger als ein, bis allerhöchstens zwei Stunden am Stück zu arbeiten.
Wenn man sich über seine Arbeit und seine Erfolge definiert hat, ist das....
...ich finde keine passende Begrifflichkeit.
Ich wünsche Dir also das Vermögen, Dich mit Deinen Anforderungen in Einklang zu bringen.
Wo ist das?
Davon abgesehen, ich persönlich bedaure, im "Burnout" gelandet zu sein.
Mir ist es tatsächlich seit Jahren nicht mehr möglich, länger als ein, bis allerhöchstens zwei Stunden am Stück zu arbeiten.
Wenn man sich über seine Arbeit und seine Erfolge definiert hat, ist das....
...ich finde keine passende Begrifflichkeit.
Ich wünsche Dir also das Vermögen, Dich mit Deinen Anforderungen in Einklang zu bringen.
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