Montag, 17. August 2020
Aus-Flug (Gwen 21)
„Hattest du schon Flugtraining?“ fragte Gwen bei Skye nach. „Ich kann ganz toll fliegen“, quakte Drax dazwischen und hielt gleich wieder den Mund, weil Gwen das natürlich wusste und Drax es überhaupt nicht nötig hatte, auf seine Fähigkeiten hinzuweisen. Während Drax ganz cool den kleinen Fauxpas überspielte, klappte Skye die Kinnlade runter: „Ich? Fliegen? Also was? Neh, Flugzeuge ja, mag ich aber nicht besonders. Also wie, was“, stotterte Skye. Gwen schüttelte den Kopf „Als ich hier ankam, hast du auch so gestottert. Ich dachte aber, dass liegt am Wein. Anscheinend stotterst du aber auch nüchtern und im Sommer, nun ja.“ Skye war mal wieder sprachlos, weil diese Drachen nie daran dachten, dass sie keinen Zugang zu deren kollektivem Gedächtnis hatte und daher immer wieder keine Ahnung hatte, worum es gerade ging und was für die Drachen vollkommen klar war.
„Wir üben morgen“, sagte Gwen in betont beruhigendem Ton. Das beruhigte Skye aber in keinster Weise, da Gwen keine weiteren Erklärungen folgen ließ, wie Skyes Flugtraining aussehen sollte.

Am nächsten Morgen torkelte Skye daher reichlich übermüdet und nervös in die Küche und überlegte, ob es wohl besser wäre, gar nicht erst Kaffee zu trinken oder zu frühstücken. Obwohl sie früh auf war, traf sie die beiden Drachen in der Küche an, die sich schon durch einen Berg aus Brötchen, Crackern, Käse und Tomaten futterten. Auf Gwens Blick hin wankte Skye widerstandslos zum Herd, brühte Espresso und war froh, dass die Drachen wenigstens an den Kaffee nicht selbstständig herankamen. Kühlschranktüren, Backofen und andere Vorräte stellten jedenfalls keine Hindernisse mehr dar, seit Gwen da war und Drax die Barten besser unter Kontrolle hatte.
Als alle Chancen zum Trödeln ausgereizt waren, verließen die drei die Wohnung und hielten auf einem der abgeernteten Felder an. „Du fliegst erstmal mit mir. Da wird dir weniger schlecht als auf Drax, das ja mehr hin und her zappelt“ verkündete Gwen. Drax guckte zwar reichlich beleidigt, erhob aber keine Einwände. „Aber wiiie“, hechelte Skye leicht hysterisch, kletterte dann aber auf das angewinkelte Bein von Gwen. Von dort hangelte sie sich über Gwens Schulter bis in ihren Nacken. Sie war immer neidisch gewesen, wenn Drax so leicht und froh über ihrem Motorrad durch die Lüfte geflogen war. Nun konnte sie das also selbst ausprobieren. Trotz Grummeln im Magen freute sie sich darauf, auch wenn der uncoole Teil in ihrem Inneren sich fragte, wie sie möglichst wenig unelegant später wieder von Gwen herunterkommen sollte.

Skyes Denken trat schlagartig in den Hintergrund als sie spürte wie Gwen ihre Muskeln anspannte und sich aus dem Stand in die Luft erhob. Skyes Magen machte einen Satz und sie fixierte einen Punkt hinter Gwens Kopfhörnern. Ihr wurde fast sofort übel und sie stellte entsetzt fest, dass sie sich am Boden nicht so richtig überlegt hatte, woran sie sich denn eigentlich festhalten sollte. Also schmiegte sie sich so eng wie möglich an Gwen, krallte ihre Hände in Gwens Flokatifell und versuchte ruhig zu atmen. Gwen flog möglichst ruhige Kreise, so dass sich Skye langsam ein bisschen entspannte, den Wind in ihrem Gesicht genoss, schließlich die Beine etwas lockerte und in die Landschaft schaute. Die Aussicht auf die rapsgelben und korngrünen Felder, die roten Dächer der Stadt und den Wald am Horizont war großartig. Ihr war übel, aber das Fliegen war sensationell, solange sie langsam und konzentriert atmete. Gwen landete schließlich wieder auf dem gleichen Feld. Skye bedauerte es, wieder am Boden zu sein, rutschte an Gwens Fell herab und plumpste prompt unsanft auf den Boden, weil ihre eingeschlafenen Beine unter ihr wegsackten. Sie atmete tief aus und ein, während sie da im Dreck saß und ihr immer noch speiübel war. "Das ging doch so weit schon ganz gut", ermutigte sie Gwen. Im Hintergrund hörte sie Drax verstohlen kichern.

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