Mittwoch, 5. August 2020
Verwegen (Gwen 18)
Skye bürstete Drax weiter, bis es ganz entspannt und zufrieden war. „Bist du aufgeregt, weil Gwen bald kommt?“ fragte Skye. Drax hob schläfrig ein Auge und murmelte „Na klar, schließlich hab ich meine Ma noch nie gesehen. Erzählst du mir von ihr?“. Skye lächelte und kuschelte sich an Drax: „Also, Gwen hab ich ja auch nur zweimal gesehen. Sie ist sehr groß, sehr beeindruckend, hat dichtes weiches Fell, das perlmuttartig schimmert.“ „Wie Flokati?, fragte Drax. „So ähnlich wie Flokati, nur weicher. Das solltest du vielleicht in ihrem Beisein nicht unbedingt erwähnen. Da ist sie etwas empfindlich. Sie hat große schwarze Augen, ganz tief, so dass mir beim Reingucken ganz warm und schwindelig geworden ist. Sie weiß genau, was sie will, genau wie du, nur dass sie dabei immer sehr geheimnisvoll wirkt. Sie mag übrigens Wein und Cracker. Sie passt grad so auf dieses Sofa hier. Und es ist ihr sehr schwergefallen, dich allein zu lassen.“

„Schön, schön“, murmelte Drax, „Du liegst übrigens auf einem meiner neuen Bartfäden.“ Skye schreckte hoch: „Oh, Verzeihung. Tut das weh? Also sind die Barteln empfindlich?“ „Nöh“, nuschelte Drax immer noch halb verträumt vom Kuscheln, „Die sind mehr so für Luftdruck, Himmelsrichtung, Entfernung, Temperatur und so.“ „Eine eingebaute Wetterstation“, kicherte Skye, „Das ist ja praktisch.“ „Ich probier noch rum, wofür diese neuen Dinger gut sind. Beim Spaghetti essen sind sie ziemlich lästig. Aber findest du nicht, dass sie beim Profil verschönern? Ich sehe ganz schön verwegen aus damit“, grinste Drax, „Sie haben eben übrigens auch deinen Puls gemessen. Du bist auch mächtig aufgeregt wegen Gwen, oder?“ fragte Drax.
Skye schaute sich fasziniert Drax neue Barteln an, die dem Drachen wirklich ein wildes Aussehen verliehen. Sie waren doppelt so lang wie der Kopf und eine der wenigen unbehaarten Stellen an Drax zur Zeit etwas plüschigen Körper. Sie schimmerten dunkler als das Fell, eher grünlich mit blau. Meist hingen sie entspannt herunter, aber Drax konnte sie offensichtlich auch bewusst bewegen und probierte ausgiebig aus, was die Barteln so konnten. Jetzt hob es eine Bartel und legte sie auf Drax Handgelenk. „Sehr aufgeregt bist du.“, murmelte es und grinste, zumindest so lange, bis es bemerkte, dass die zweite Bartel sich selbstständig gemacht und quer über Drax Gesicht gelegt hatte. „Wehe du lachst“, schimpfte Drax, „Ich hab halt noch nicht raus, wie ich beide gleichzeitig bewege. Immer wenn ich eine bewege, macht die andere Quatsch“, seufzte es und ließ beide Barteln herunterhängen.

„Woher weiß du eigentlich, wann Gwen kommt?“ fragte Skye, die sich redlich bemühte, nicht zu kichern. „Wann weiß ich nicht“, antwortete Drax, „Das sagt sie uns bestimmt noch rechtzeitig. Vielmehr sagt sie es mir, da sie ja anscheinend nicht in deinem Kopf spricht, wenn du mich so fragst. Naja, du bist ja auch kein Drache.“ Skye schüttelt den Kopf über diese Drachen, die beide immer davon ausgingen, dass sie schon wissen würde, was passiert und was zu tun sein, bloß weil sie selbst Bescheid wussten. Skye hatte mal wieder keine Ahnung, was da als nächstes auf sie zukam. Was würde Gwen wohl brauchen, wenn sie zu Besuch war? Blieb sie über Nacht? Mochte sie auch Spaghetti? Und was würde dann mit Drax passieren? „Ganz schön aufgeregt“, murmelte Drax erneut und schlief wohlig gebürstet ein. Skye kuschelt sich an, atmete den Geruch von Drax tief ein und starre auf diesen wundersamen, frechen Drachen, der ein Teil von ihr geworden war.

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