Samstag, 29. Dezember 2018
Neues von Drax (Gwen 10)
Drax wuchs prächtig, während sich Drax und Skye weiter aneinander gewöhnten. Drax entdeckte jeden Tag etwas Neues. Seit es die Balkontür selbstständig öffnen konnte, war auch das öde Warten zu Ende, bis Skye von der Arbeit zurückkam. Kurz kam es zu einer Krise, als Drax nicht einsehen wollte, warum Skye keineswegs dankbar dafür war, dass Drax sich an der Essensbeschaffung beteiligen wollte: „Wie, Du isst keinen Marder?! Es gibt doch genug davon. Und guckst Du, wenn du hier und da und zack ziehst, ist es fast wie Kaninchen“, wunderte sich Drax. „Aha, Kaninchen isst du auch nicht? Kein Wunder, dass du so klein bleibst.“ „Kein totes Tier in der Küche“, bestand Skye. „Muss ich ja nicht verstehen, Winzling. Dann gibt es abends eben nur Beilagen. Leichte Kost ist eh besser vor dem Schlafengehen“. Skye konnte deutlich sehen, dass Drax immer noch beleidigt war, aber immerhin tauchten keine weiteren Beutetiere mehr in der Wohnung auf.

So spielten sich die beiden ein, fuhren Motorrad, bis Drax zu groß wurde und oberhalb mitflog. „Schneller, schneller, hihi, das macht Spaß“, hörte Skye Drax über sich singen. Abends schauten sie Tierfilme, bis Drax selig vor sich hin schnarchte. Skye war ganz zufrieden: Seit Drax sich tagsüber draußen austobte, bekam sie nachts deutlich mehr Schlaf und die Wohnung wurde nicht mehr von Drax überschüssiger Energie verwüstet. Drax liebte weiterhin Nudeln und fraß sich jedes Mal ein kugelrundes Bäuchlein an, das am nächsten Morgen wieder verschwunden war. „Drache müsste ich sein“, seufzte Skye, während sie zuschaute, wie Drax freudig schlemmte. „Nam, nam, so lecker – willst du das nicht mehr?!“ „Du isst wie ein Drache!“, lachte Skye. „Ist das gut?“, fragte Drax. „Klar ist das gut. Es schmeckt dir, Du wächst und ich hab Spaß“, grinste Skye.
Soweit ganz zufrieden entdeckte Skye die Region mit Drax nochmal ganz neu für sich: kühle Parks, die sie bisher ignoriert hatte, weite Felder und fischbesetze Seen. Der Sommer war prachtvoll, auch wenn Drax stöhnte, weil ihm viel zu heiß war. „Heissssss“, genauer gesagt. Drax lispelte missbilligend, bis Skye endlich auf die Idee kam, Kühlakkus aus dem Eisfach um den kleinen Drachen herum zu verteilen. „Das knackt wie Lagerfeuer. Nur in kalt. Eisfeuer, das mag ich“, gurrte es.

Zum Winter hin kehrte sich die Stimmung um: Während Drax noch ganz fidel herumsauste, klappert Skye auf dem Motorrad über die Landstraßen. „Es geht ja, aber meine armen Hände und eiskalte Knie, habe ich.“ „Ich wärme dich auf“, bot Drax an und legte sich quer über Skyes Knie. Skye legte ihre eisigen Hände auf Drax Rücken und wunderte sich: „Drax, kann es sein, dass du allmählich Fell bekommst?“ „Ach, das, ja, also, ich kann ja nicht mein Leben lang nackt wie Perlmutt herumlatschen. Und, also, deswegen wollte ich eh mit dir reden. Ich muss, noch bevor mein Fell fertig ist, nach Granada.“ „Granada? In Spanien?“, murmelte Skye schon halb eingeschlafen. „Ja, Granada – du weißt schon so eine Familientradition. Ich muss nach Granada und du musst mit, weil Gwen ja nicht da ist. Ist doch klar, oder?!“, antwortete Drax. „Schlaf jetzt, Drax, wir reden später darüber“, murmelte Skye und hörte Drax beim Schnarchen zu, während sie die ganze Nacht kein Auge zu bekam, sondern überlegte, wie sie denn wohl einen inzwischen 1,50 Meter großen schillernden Drachen mit Fellstoppeln durch halb Europa begleiten sollte.

... link (0 Kommentare)   ... comment