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Samstag, 17. Februar 2018
Auftritt, Drache (Gwen 5)
minzstern, 15:51h
„Gwen hatte es ja gesagt“, dachte Skye „Drachen sind nicht wie Babys“. Das kleine Drachenwesen quakte nicht, sondern sprach, hatte von Anfang an Zähne, war stubenrein und wusste sehr genau, was es gerade wollte. „Eigentlich ist es eher wie mit einem Pubertierenden“, schüttelte Skye innerlich den Kopf. Mal war das Drachenwesen stundenlang nicht zu sehen und fauchte, wenn Skye eine Decke hob, unter der es sich gerade zusammengerollt hatte. Oder es flog auf und verschanzte sich in der Regalecke hinter den Büchern. Dann wieder war es so anhänglich, dass es gar nicht mehr weg wollte von Skyes Schulter oder ihr sogar unter den Pullover kroch, wo es dann warm und gemütlich vor sich hin brabbelte.
Das Drachenwesen hatte auch einen ordentlichen Hang zur Dramatik. An einem seiner anhänglichen Tage weinte es, als Skye sich mit Mantel und Taschen behängte, um zur Arbeit zu gehen. Nichts half. Der Drache ließ sich weder mit Hafermilch noch mit Kuscheldecke und nicht mal mit laufendem Fernseher beruhigen. Da Skye in Eile war, ließ sie das Drachenwesen in die Tasche ihres besten grauen Wollmantels schlüpfen und nahm es kurzerhand mit.
Damit war das Drama aber keineswegs ausgestanden. Vor dem Sitzungssaal zog Skye ihren Mantel aus und das Drachenwesen gab einen markerschütternden, schrillen Schrei von sich: „Du willst mich doch wohl nicht hier draußen alleine lassen? Es ist kalt! Ich könnte entführt werden! Außerdem brauchst du mich da drinnen vor all diesen wichtigen Leuten, die über die Zukunft deiner Arbeit entscheiden werden!“. Skye bezweifelte das zwar stark, aber nun ja, sie konnte den schreienden, nun auch wieder weinenden Drachen ja wohl nicht draußen im Flur zurücklassen, oder?
Also holte Skye den Drachen, der eine Woche nach dem Schlüpfen gerade mal handtellergroß war, aus der Jackentasche und schob ihn vorsichtig in ihre hintere Hosentasche. „Gut festhalten und drinbleiben! Keinen Mucks!“, stellte Skye klar. Die Sitzung nahm ihren Verlauf – alle wichtigen Leute redeten ihre 10 Minuten und Skye versuchte so intelligent wie möglich zu gucken, während sie spürte, wie sich das Drachenwesen in ihrer Gesäßtasche bewegte. „Sie müssen Synergien bilden. Wir erwarten von Ihnen Innovationen, die dazu beitragen, dass unsere Institution als ganze zukunftsfähig ist.“, leierte es aus der vordersten Reihe vor sich hin. Skye guckte ernst und nickte mechanisch auf und ab, während sie versuchte, die Zischlaute zu ignorieren, die das Drachenwesen von sich gab, während es die kleinen Drachenzähnchen fletschte. Der neoliberale Leistungsquark gefiel dem Drachen offensichtlich überhaupt nicht. Der Drache zeigte zähnchenfletschend seine Meinung, dass die da vorne Quatsch erzählten und dabei ganz und gar nicht so nett zu Skye waren, wie sie es verdient hatte, nachdem sie für würdig befunden wurde, sich um eins der seltenen Winterdrachenjungen zu kümmern.
Skye nutzte einen Moment, in dem die große Chefin sich Kaffee einschenken ließ, um mit einer Hand vorsichtig nach ihrer Hosentasche zu greifen. Sie rutschte erschrocken auf ihrem Stuhl nach vorne als sie feststellte, dass der kleine Drache keineswegs in ihrer Hosentasche verborgen war. Natürlich hatte es kess den Kopf aus Skyes Gesäßtasche gereckt und fletschte weiterhin die Chefin mit ihren Zähnchen an. Skye lächelte: wer konnte schon von sich sagen, beim Kampf um Anerkennung und Ressourcen von einem Drachen unterstützt zu werden? Skye richtete sich gerade auf, strahlte die Chefin an und dachte, „Wenn die wüsste, mit wem sie sich hier anlegt!“.
Das Drachenwesen hatte auch einen ordentlichen Hang zur Dramatik. An einem seiner anhänglichen Tage weinte es, als Skye sich mit Mantel und Taschen behängte, um zur Arbeit zu gehen. Nichts half. Der Drache ließ sich weder mit Hafermilch noch mit Kuscheldecke und nicht mal mit laufendem Fernseher beruhigen. Da Skye in Eile war, ließ sie das Drachenwesen in die Tasche ihres besten grauen Wollmantels schlüpfen und nahm es kurzerhand mit.
Damit war das Drama aber keineswegs ausgestanden. Vor dem Sitzungssaal zog Skye ihren Mantel aus und das Drachenwesen gab einen markerschütternden, schrillen Schrei von sich: „Du willst mich doch wohl nicht hier draußen alleine lassen? Es ist kalt! Ich könnte entführt werden! Außerdem brauchst du mich da drinnen vor all diesen wichtigen Leuten, die über die Zukunft deiner Arbeit entscheiden werden!“. Skye bezweifelte das zwar stark, aber nun ja, sie konnte den schreienden, nun auch wieder weinenden Drachen ja wohl nicht draußen im Flur zurücklassen, oder?
Also holte Skye den Drachen, der eine Woche nach dem Schlüpfen gerade mal handtellergroß war, aus der Jackentasche und schob ihn vorsichtig in ihre hintere Hosentasche. „Gut festhalten und drinbleiben! Keinen Mucks!“, stellte Skye klar. Die Sitzung nahm ihren Verlauf – alle wichtigen Leute redeten ihre 10 Minuten und Skye versuchte so intelligent wie möglich zu gucken, während sie spürte, wie sich das Drachenwesen in ihrer Gesäßtasche bewegte. „Sie müssen Synergien bilden. Wir erwarten von Ihnen Innovationen, die dazu beitragen, dass unsere Institution als ganze zukunftsfähig ist.“, leierte es aus der vordersten Reihe vor sich hin. Skye guckte ernst und nickte mechanisch auf und ab, während sie versuchte, die Zischlaute zu ignorieren, die das Drachenwesen von sich gab, während es die kleinen Drachenzähnchen fletschte. Der neoliberale Leistungsquark gefiel dem Drachen offensichtlich überhaupt nicht. Der Drache zeigte zähnchenfletschend seine Meinung, dass die da vorne Quatsch erzählten und dabei ganz und gar nicht so nett zu Skye waren, wie sie es verdient hatte, nachdem sie für würdig befunden wurde, sich um eins der seltenen Winterdrachenjungen zu kümmern.
Skye nutzte einen Moment, in dem die große Chefin sich Kaffee einschenken ließ, um mit einer Hand vorsichtig nach ihrer Hosentasche zu greifen. Sie rutschte erschrocken auf ihrem Stuhl nach vorne als sie feststellte, dass der kleine Drache keineswegs in ihrer Hosentasche verborgen war. Natürlich hatte es kess den Kopf aus Skyes Gesäßtasche gereckt und fletschte weiterhin die Chefin mit ihren Zähnchen an. Skye lächelte: wer konnte schon von sich sagen, beim Kampf um Anerkennung und Ressourcen von einem Drachen unterstützt zu werden? Skye richtete sich gerade auf, strahlte die Chefin an und dachte, „Wenn die wüsste, mit wem sie sich hier anlegt!“.
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