Sonntag, 1. Oktober 2017
... und wie alles dann erst recht begann. (Gwen 2)
Skye versuchte aufzuwachen und bereute es sofort. Ihre Augen klebten aneinander, ihre Zunge pappte wie aufgeweichte Kartoffelchips an ihrem Gaumen und sie suchte lange nach einem Gefühl in ihren Beinen. Vorsichtig streckte sie sich und hob ihren riesigen, bleischweren Kopf in der langsamsten Zeitlupe des Universums. Ganz langsam, einen Schritt vor den anderen, mit der Hand an der Wand entlang tastete sie sich in Richtung Badezimmer. Nach nur viermaligem Anschlagen von Ellenbogen, Knie und Kopf – „der hat doch gestern noch durch die Tür gepasst?“ – setzte sie sich erstmal und beging den zweiten schweren Fehler, ihren Kopf zu schütteln. Das Bad begann eine ausgesprochen ruckelige Achterbahnfahrt, währenddessen Skye sich auf schlichtes ein- und ausatmen reduzierte. Ein und wieder Aus, Ein und wieder Aus, Ein….
Nach gefühlt drei Wochen war Skye selbstbeatmet genug, um sich eine katergroße Portion kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen und den Rückweg anzutreten – „Was für seltsame Träume letzte Nacht“ – dachte sie noch und ließ sich haltlos auf ihr Sofa sinken. Jedenfalls sollte es ein Sinken werden: auf den Füßen stehend nach vorne kippen wie ein Lineal auf Urlaub und dieses Jahr nie wieder aufstehen, war alles, was sie noch wollte. Allerdings bemerkte sie kurz vor der Landung, dass ihr Sofa bereits belegt war von einem Ding. In einer schier übermenschlichen Kraftanstrengung verdrehte sich Skye, bildete eine höchste eigenwillige Korkenzieherlocke in der Luft und kam schließlich mit Karacho neben dem Ding auf dem Sofa zum Erliegen.
Ihre Rippen knarzten verdächtig, während ihr Kopf aufschlug wie ein altersschwacher Medizinball. Sie öffnete erneut mühselig ihre Augen und schaute auf dieses runde, eher ovale Schalending. Sie hob ihren bleischweren Kopf und scannte ihre eigenen leiernden Gedanken – „Gwen hat ein Ei hiergelassen? Moment Mal – Gwen war wirklich hier? Gwen war wirklich? Hallo, mein Kopf liegt neben einem Ei, das größer ist als mein Kopf?“ – Skye starte auf das Ei, glotzte eine lange Zeit und fragte sich schließlich, was denn in einem solchen Fall zu tun sei – sollte sie das Ei irgendwie wärmen oder drehen oder dem BUND übergeben? Da sie keine Ahnung von der Drachenei-Pflege hatte, legte sie vorsorglich einen Arm um das Ei, spürte dessen wärmendes Pulsieren und schlief ein, noch während sie sich fragte, ob nun sie das Ei beruhigte oder das Ei sie tief brummend in den Schlaf wiegte.

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