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Donnerstag, 25. Mai 2017
extraterrestische Beobachtungen III (Kapitulation)
minzstern, 23:21h
Als klassischer Parvenü genieße ich die rundum-sortiert Angebote der Spezies TagungsSpa unter den Hotelianer. Einmal angekommen muss ich keinerlei Verantwortung übernehmen außer die Essenszeiten zu treffen und mich von den Personalbereichen fern zu halten. Niemand zerrt an mir rum, es gibt keine langen Aufgabenlisten oder Mangel an Zeit für Herzenswünsche, während der Alltag schleppend für Nichtigkeiten draufgeht. Es gibt keine Anrufungen, dies das bis vorgestern zu erledigen, inspirierend zu sein oder genau das richtige Maß an Esprit zu versprühen (bitte auf Kommando sofort und ja nicht zu viel, das könnte anmaßend wirken). Statt dessen werde ich Nutznießerin eines gut durchorganisierten Systems von Dienstleistung und Kundenbindung.
Und ja, ich genieße dies in vollen Zügen. Nach nur 48 Stunden fern der Welt fällt der Schlick aus zu langen Bürostunden, dem Todesstern der meeting-Langeweile, den nie enden wollenden Anforderungen bei stets zu viel Verantwortung auf Basis von ebenso stets zu wenig Informationen allmählich von mir ab. Es ist eine Menschwerdung im mehrfachen Sinne: mein Gesicht darf so entspannt rosa teigig sein wie es will, ich darf schweigen (ein großes Privileg in meinem Beruf), Gifte und Stressdepots versinken in Massageöl und Soleblubberdüsen, meine Haut wird allmählich zart wie Seide, meine verspannten Muskeln geben sich der Schwerelosigkeit hin.
Während ich auf der Treppe stolpere vor lauter Entspannung wird mein Körper wieder ein einziger Körper statt aus den sieben Vorhöllen der Apokalypse zusammengeschustert zu sein: das Fußaua, das Kniezerren, die verkeilten Bandscheiben, die Neuropathie um die Rippen, das Bauchgrummeln, die knirschenden Schultern und der verkeilte Kiefer vom vielen an-mich-halten-um-nicht-zu-schreien. Ich atme durch und fülle mich mit schönen Augenblicken, die die Hotelianer so kundig vorbereitet haben: Sobald es mir gelingt, den Hürdenlauf des modernen Winkelhotelsterns zu bewältigen, werde ich mit Wärme und Bädern in allen Schattierungen und für jede Neigung verwöhnt. Die Magie der Hotelianer wirkt mächtig, als ich feststelle, dass ich auf blauen Himmel mit entzückenden weißen Schafswölkchen blicke, wenn ich mich im Whirlpool lang und breit ausstrecke. Da heißt es einfach nur ausatmen und ja zum Moment sagen. Ein Hoch auf die Hotelianer, die daran gedacht haben, über der Wanne der Wonne auch noch ein Glasdach zu montieren, das zugleich die Freiheit über den Wolken bietet, während alle Muskeln sich dem entspannenden Wabbeln im warmen Wasser hingeben.
Die Hotelianer hauen alles raus, was gekauftes Glück für die Mittelklasse bieten kann: Bäder in allen Varianten, Massagen bei denen ich die Augen geschlossen halte, um ja keine einzige kreisende, ausstreichende und krampflösende Ölung zu verpassen, die mich vom Büroklumpen zu einem entzückten Menschen zurückverwandelt. Sogar die Wiese, in der ich auf Atmen, Wärme und Seidigsein fokussiere, wird vermutlich jede Nacht neu aufgespielt: samtig saftiges Grün, halblang mit Gänseblümchen, dass die Seele lacht. Ich kann nur sagen: ich bin verfallen und weiß jedes Accessoire vom kleinsten Blümchen bis zum größten Strudel zu schätzen.
Andere Leute gehen ins Kloster, wenn sie sich mal wieder so richtig runtergewirtschaftet haben und hoffen, dass noch irgendetwas von ihnen selbst wieder auffindbar ist. Ich gehe ins Spa. Auch dort suche ich nach Stille, Besinnung, innerer Einkehr. Ich entdecke, dass ich einen einzigen Körper habe und nicht nur eine Manson Family of Pain.
Ich bin dankbar für die Wohltaten des Verwöhntwerdens fernab vom alltäglich herrschenden Fight Club. Ich horche in mich hinein, beginne mich selbst wieder zu mögen (Samt, Seide und Lust am Leben!) und merke interessiert, wen ich vermisse, den / die ich in Zukunft natürrrrlich viel besser behandeln und auf meinen seidenweichen Händen tragen will.
Spätestens an Tag drei geht der perfide Plan der Hoteliner auf: Die extraterrestrische Glosse erblüht zur Schwärmerei – die Hotelianer haben mich voll im Griff. Was auch immer wirklich hinter den Messingsäulen und kein-Durchgang-Schleusen vor sich geht, heute will ich es gar nicht wissen. Ich will den Sonnenaufgang hinter meinem Display untergehen sehen, während ich den Geschmack des Fischbuffets, das Geräusch vielfältigen Wasserplätscherns, den Geruch von Wiese und die Haut voller Sonne, Frische und Seide alles Vorangegangene, Gegenwärtige und Zukünftige überlagern lasse. Heute spreche, spüre und lebe ich Hotelianisch, weil gut ist, was sich gut anfühlt.
Und ja, ich genieße dies in vollen Zügen. Nach nur 48 Stunden fern der Welt fällt der Schlick aus zu langen Bürostunden, dem Todesstern der meeting-Langeweile, den nie enden wollenden Anforderungen bei stets zu viel Verantwortung auf Basis von ebenso stets zu wenig Informationen allmählich von mir ab. Es ist eine Menschwerdung im mehrfachen Sinne: mein Gesicht darf so entspannt rosa teigig sein wie es will, ich darf schweigen (ein großes Privileg in meinem Beruf), Gifte und Stressdepots versinken in Massageöl und Soleblubberdüsen, meine Haut wird allmählich zart wie Seide, meine verspannten Muskeln geben sich der Schwerelosigkeit hin.
Während ich auf der Treppe stolpere vor lauter Entspannung wird mein Körper wieder ein einziger Körper statt aus den sieben Vorhöllen der Apokalypse zusammengeschustert zu sein: das Fußaua, das Kniezerren, die verkeilten Bandscheiben, die Neuropathie um die Rippen, das Bauchgrummeln, die knirschenden Schultern und der verkeilte Kiefer vom vielen an-mich-halten-um-nicht-zu-schreien. Ich atme durch und fülle mich mit schönen Augenblicken, die die Hotelianer so kundig vorbereitet haben: Sobald es mir gelingt, den Hürdenlauf des modernen Winkelhotelsterns zu bewältigen, werde ich mit Wärme und Bädern in allen Schattierungen und für jede Neigung verwöhnt. Die Magie der Hotelianer wirkt mächtig, als ich feststelle, dass ich auf blauen Himmel mit entzückenden weißen Schafswölkchen blicke, wenn ich mich im Whirlpool lang und breit ausstrecke. Da heißt es einfach nur ausatmen und ja zum Moment sagen. Ein Hoch auf die Hotelianer, die daran gedacht haben, über der Wanne der Wonne auch noch ein Glasdach zu montieren, das zugleich die Freiheit über den Wolken bietet, während alle Muskeln sich dem entspannenden Wabbeln im warmen Wasser hingeben.
Die Hotelianer hauen alles raus, was gekauftes Glück für die Mittelklasse bieten kann: Bäder in allen Varianten, Massagen bei denen ich die Augen geschlossen halte, um ja keine einzige kreisende, ausstreichende und krampflösende Ölung zu verpassen, die mich vom Büroklumpen zu einem entzückten Menschen zurückverwandelt. Sogar die Wiese, in der ich auf Atmen, Wärme und Seidigsein fokussiere, wird vermutlich jede Nacht neu aufgespielt: samtig saftiges Grün, halblang mit Gänseblümchen, dass die Seele lacht. Ich kann nur sagen: ich bin verfallen und weiß jedes Accessoire vom kleinsten Blümchen bis zum größten Strudel zu schätzen.
Andere Leute gehen ins Kloster, wenn sie sich mal wieder so richtig runtergewirtschaftet haben und hoffen, dass noch irgendetwas von ihnen selbst wieder auffindbar ist. Ich gehe ins Spa. Auch dort suche ich nach Stille, Besinnung, innerer Einkehr. Ich entdecke, dass ich einen einzigen Körper habe und nicht nur eine Manson Family of Pain.
Ich bin dankbar für die Wohltaten des Verwöhntwerdens fernab vom alltäglich herrschenden Fight Club. Ich horche in mich hinein, beginne mich selbst wieder zu mögen (Samt, Seide und Lust am Leben!) und merke interessiert, wen ich vermisse, den / die ich in Zukunft natürrrrlich viel besser behandeln und auf meinen seidenweichen Händen tragen will.
Spätestens an Tag drei geht der perfide Plan der Hoteliner auf: Die extraterrestrische Glosse erblüht zur Schwärmerei – die Hotelianer haben mich voll im Griff. Was auch immer wirklich hinter den Messingsäulen und kein-Durchgang-Schleusen vor sich geht, heute will ich es gar nicht wissen. Ich will den Sonnenaufgang hinter meinem Display untergehen sehen, während ich den Geschmack des Fischbuffets, das Geräusch vielfältigen Wasserplätscherns, den Geruch von Wiese und die Haut voller Sonne, Frische und Seide alles Vorangegangene, Gegenwärtige und Zukünftige überlagern lasse. Heute spreche, spüre und lebe ich Hotelianisch, weil gut ist, was sich gut anfühlt.
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