... newer stories
Mittwoch, 24. Mai 2017
extraterrestische Beobachtungen II
minzstern, 22:35h
Irgendjemand hat den Hotelianern berichtet, dass sich menschliche Gäste nicht so wohl fühlen auf langen Krankenhaus-artigen Fluren, in Flughafen-artigen Hallen und in Zimmerfluchten, die wie Schuhkartons aneinandergereiht sind. Da ist der Mensch eben eigen und dem gewieften Hotelianer bleibt keine andere Wahl als das Tagungshotel künstlich zu verschachteln, um die Ecke oder gleich als Halbrund zu bauen. Zudem werden Zwischenwände und bodentiefe Gehänge in jeden zu langen Blickwinkel eingezogen, damit der Gast sich als Mensch fühlen kann ohne sich seiner Grundnatur als Gepäckstück (hotellagernd) bewusst zu werden.
Da Menschen ja auch keine kompletten Trottel sind und zudem über die Geheimwaffe Bürokratie XP 2017 verfügen, müssen die Hotelianer in ihre so kunstvoll verwinkelten Hotelflagschiffe allerdings auch noch Fluchtwege, Serviceräume und Sanitäranlagen für ihr Personal einbauen, weil sie ja nicht zugeben können, dass an Flucht gar nicht zu denken ist und das Personal mangels Erdgebundenheit ja nun nicht unbedingt mit Männlein-Weiblein-Trans-Toiletten ausgestattet werden müsste. Nun, die innerweltliche Legende ist es den Hotelianern eben wert. Stark verschärft hat sich die Raumplanung jedoch, seit den Menschen aufgefallen ist, dass sie ja in einem Spa-Tagungshotel des 21. Jahrhunderts eine weitere Geheimwaffe zum Einsatz bringen können: Barrierefreiheit muss geboten werden – was selbstverständlich richtig so ist. Der einzige Haken ist allerdings, wie zum allmächtigen Gott der gesegneten Dienstleistung in ein künstlich verschachteltes Hotel nun auch noch Rampen und zusätzliche Aufzüge eingebaut werden sollen, ohne den Mythos des Innerweltlichen zu zerstören und ohne den werten Gast dem Wahnsinn anheim zu geben.
Im Service-Sprech der Rezeptionistin klingt das dann etwa so: „Sie wenden sich nach da hinten, fahren mit dem Aufzug bis in den dritten Stock, wenden sich nach rechts, also nach rechts, steigen in den dort befindlichen Aufzug und fahren damit in den fünften Stock zu ihrem Zimmer. Sie können natürlich auch gleich die sechs Stufen hier hinaufgehen, um ihren Aufzug zu erreichen, aber wenn sie dies nicht schaffen, wenden Sie sich nach da hinten, fahren mit dem Aufzug in den dritten Stock, wenden…“ Spätestens hier kapituliert mein menschliches Hörorgan vor dem Sprachmodul der Rezeptionistin und ich wende mich nach da hinten, weil ich immerhin mitbekommen habe, dass ich zwei Aufzüge brauche, um in die von mir bezahlte Schachtel zu kommen.
Diese erweist sich immerhin als großzügig, toskana-creme-farben, verfügt über die erforderlichen Messingapplikationen und ist eigentlich ganz nett, solange ich es schaffe, das Ränn, Brumm, Fiep des 200 Meter entfernten Autobahnzubringers zu ignorieren.
Nun denn, ich bin ja nicht zu Spaß hier, sondern um meinen Job zu erfüllen, also um zu tagen oder mich gefälligst zu erholen. Folgsam verbringe ich die nächsten Tage damit, Treppen, Aufzüge und verwinkelte Gänge mit menschlicher Demut zu würdigen. Dabei bediene ich mich professionell den zahlreichen Wegeschildern, die alle kurz vor der vorletzten Abzweigung enden. Ich bin angemessen beeindruckt, wie viel Aufwand die Hotelianer darauf verwenden, dem Tagungshotel ein menschengerechtes Antlitz ohne lange Gänge, Hallen oder die Offensichtlichkeit reiner Utilität zu verleihen. Also mache ich meinen Teil des Jobs, treppauf, treppab, hierhin und dorthin, Aufzug 1, Aufzug 2, Aufzug 3 – ach neh, der überwindet nur barrieregerecht die Treppen, die ich gerade erst bestiegen hatte.
Mehr als einmal finde ich mich in der Beschilderung interruptus nach einer letzten Kurve vor einer Wand wieder oder stehe vor Zwischentüren auf denen steht: „nur für Hotelgäste“, „alarmgesichert“ und „bitte ziehen“. Ich wähle Hotelgäste, mache mich aber schnell davon für den Fall, dass es sich doch um einen, wenn auch stillen Alarm handeln sollte. So irre ich durch die menschengerechten Verwinkelungen, bekomme so meine Verdauungsspaziergänge gleich mitgeliefert (die Krankenkasse sagt ja: jeden Tag eine halbe Stunde! Allerdings steht hier nirgendwo, welche Krankenkasse das innerhäusige Gassigehen sponsert, vermutlich eine Verschwörung – hoteltrails sozusagen). Ich schweife ab, was bleibt mir auch – ich habe schon wieder keine Ahnung, in welchem Stockwerk ich mich befinde und ob dahinten nun das Frühstück, das Abendessen oder nur eine weitere Wand auf mich wartet.
Da Menschen ja auch keine kompletten Trottel sind und zudem über die Geheimwaffe Bürokratie XP 2017 verfügen, müssen die Hotelianer in ihre so kunstvoll verwinkelten Hotelflagschiffe allerdings auch noch Fluchtwege, Serviceräume und Sanitäranlagen für ihr Personal einbauen, weil sie ja nicht zugeben können, dass an Flucht gar nicht zu denken ist und das Personal mangels Erdgebundenheit ja nun nicht unbedingt mit Männlein-Weiblein-Trans-Toiletten ausgestattet werden müsste. Nun, die innerweltliche Legende ist es den Hotelianern eben wert. Stark verschärft hat sich die Raumplanung jedoch, seit den Menschen aufgefallen ist, dass sie ja in einem Spa-Tagungshotel des 21. Jahrhunderts eine weitere Geheimwaffe zum Einsatz bringen können: Barrierefreiheit muss geboten werden – was selbstverständlich richtig so ist. Der einzige Haken ist allerdings, wie zum allmächtigen Gott der gesegneten Dienstleistung in ein künstlich verschachteltes Hotel nun auch noch Rampen und zusätzliche Aufzüge eingebaut werden sollen, ohne den Mythos des Innerweltlichen zu zerstören und ohne den werten Gast dem Wahnsinn anheim zu geben.
Im Service-Sprech der Rezeptionistin klingt das dann etwa so: „Sie wenden sich nach da hinten, fahren mit dem Aufzug bis in den dritten Stock, wenden sich nach rechts, also nach rechts, steigen in den dort befindlichen Aufzug und fahren damit in den fünften Stock zu ihrem Zimmer. Sie können natürlich auch gleich die sechs Stufen hier hinaufgehen, um ihren Aufzug zu erreichen, aber wenn sie dies nicht schaffen, wenden Sie sich nach da hinten, fahren mit dem Aufzug in den dritten Stock, wenden…“ Spätestens hier kapituliert mein menschliches Hörorgan vor dem Sprachmodul der Rezeptionistin und ich wende mich nach da hinten, weil ich immerhin mitbekommen habe, dass ich zwei Aufzüge brauche, um in die von mir bezahlte Schachtel zu kommen.
Diese erweist sich immerhin als großzügig, toskana-creme-farben, verfügt über die erforderlichen Messingapplikationen und ist eigentlich ganz nett, solange ich es schaffe, das Ränn, Brumm, Fiep des 200 Meter entfernten Autobahnzubringers zu ignorieren.
Nun denn, ich bin ja nicht zu Spaß hier, sondern um meinen Job zu erfüllen, also um zu tagen oder mich gefälligst zu erholen. Folgsam verbringe ich die nächsten Tage damit, Treppen, Aufzüge und verwinkelte Gänge mit menschlicher Demut zu würdigen. Dabei bediene ich mich professionell den zahlreichen Wegeschildern, die alle kurz vor der vorletzten Abzweigung enden. Ich bin angemessen beeindruckt, wie viel Aufwand die Hotelianer darauf verwenden, dem Tagungshotel ein menschengerechtes Antlitz ohne lange Gänge, Hallen oder die Offensichtlichkeit reiner Utilität zu verleihen. Also mache ich meinen Teil des Jobs, treppauf, treppab, hierhin und dorthin, Aufzug 1, Aufzug 2, Aufzug 3 – ach neh, der überwindet nur barrieregerecht die Treppen, die ich gerade erst bestiegen hatte.
Mehr als einmal finde ich mich in der Beschilderung interruptus nach einer letzten Kurve vor einer Wand wieder oder stehe vor Zwischentüren auf denen steht: „nur für Hotelgäste“, „alarmgesichert“ und „bitte ziehen“. Ich wähle Hotelgäste, mache mich aber schnell davon für den Fall, dass es sich doch um einen, wenn auch stillen Alarm handeln sollte. So irre ich durch die menschengerechten Verwinkelungen, bekomme so meine Verdauungsspaziergänge gleich mitgeliefert (die Krankenkasse sagt ja: jeden Tag eine halbe Stunde! Allerdings steht hier nirgendwo, welche Krankenkasse das innerhäusige Gassigehen sponsert, vermutlich eine Verschwörung – hoteltrails sozusagen). Ich schweife ab, was bleibt mir auch – ich habe schon wieder keine Ahnung, in welchem Stockwerk ich mich befinde und ob dahinten nun das Frühstück, das Abendessen oder nur eine weitere Wand auf mich wartet.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories